
In den letzten 100 Jahren ist die Anzahl der originalen Rembrandts rapide geschrumpft. Während das erste Werkverzeichnis von 1913 noch 988 Gemälde anführt, hat die kritische Kunstgeschichtsforschung zuletzt nur noch wenige hundert als eigenhändige Arbeiten des 1669 verstorbenen Meisters übrig gelassen. Allerdings ist in jüngster Zeit eine Trendwende zu beobachten. So wurde vor einigen Monaten das Porträt eines bärtigen Mannes, das als vermeintliche Kopie im Lager eines britischen Museums schlummerte, zum Originalgemälde erklärt – dank seiner Holztafel, die laut naturwissenschaftlichen Untersuchungen vom selben Baum stammt wie die eines gesicherten Meisterwerks. Den vorläufigen Höhepunkt dieses Revisionismus bildet ein Buch von Albertina-Kurator Achim Gnann, der sich insbesondere mit Rembrandts Landschaftszeichnungen beschäftigte – mit weitreichenden Folgen für die internationale Forschung und die heimische Museumslandschaft.