Ziemlich stiefmütterlich behandelt sieht Karlpeter Elis (76) die Erforschung der heimischen Landschaftsmaler. Also schafft der Grazer Erwachsenenbildner und Kunsthistoriker, der sich sonst schwerpunktmäßig immer wieder mit Gestaltung, Schrift und Farbe befasst, Abhilfe mit seinem Buch „Anfänge der Landschaftsmalerei in Österreich“. Wobei er sich bewusst auf Künstlerpersönlichkeiten konzentriert, die in Regionen des heutigen Staatsgebiets tätig waren und nicht im damaligen fragmentierten Großreich der Habsburger, woher aber natürlich – aus Italien, Spanien und speziell aus den Niederlanden - unübersehbare Einflüsse durch große Meister kamen.

Die meisten der Namen aus dem 17. und 18. Jahrhundert werden Laien auf Anhieb nichts sagen: Hans Baptist Graf, Anton Faistenberger, Johannes Glauber, Franz Steinpichler … Und dennoch ist man vielen vermutlich schon begegnet, kann man doch ihre Arbeiten zum Beispiel in der Alte Galerie Graz, im Schloss Eggenberg oder im Mausoleum genauso sehen wie im Kunsthistorischen Museum Wien oder im Oberen Belvedere.

Dort legt man übrigens in der Reihe „Im Blick“ den Fokus gerade auf Johann Jakob Hartmann (1658-1730). Zentrum der neuen Schau ist dessen Darstellung der vier Elemente Erde, Feuer, Wasser und Luft. Die nur 54 x 77 cm großen „Wimmelbilder“ in Öl auf Kupfer sind nach umfassenden Restaurierungen nach mehr als einhundert Jahren erstmals wieder im Ensemble zu bestaunen sind.

Karlpeter Elis zeigt in seinem 200-seitigen Band die ganze motivische Breite, die die heimischen Landschaftsmaler auf die Leinwände brachten: Burg und Dorf, Wald und Gebirge, Fluss und See und Meer. Hier naturalistisch, da idealisiert, dort bukolisch. Mit pastoralen bis rustikalen, aber auch biblischen oder antiken Szenen. Und wenn auf den Gemälden Jäger bei der Hirschhetze, Bauern auf der Kirchmess,  Bänkelsänger, waschende Frauen oder angelnde Männer auftauchen, sind die Maler auch so etwas wie Dokumentaristen des Alltags, die Stoff für eine Geschichtsschreibung von unten liefern.

Anhand der 16 ausgewählten Künstler und ihrer imposanten Arbeiten mit realistische, romantischem oder idyllischem Charakter spannt Karlpeter Elis ein weites Panorama auf und bringt dem Leser die Bilder mit sorgfältigen Beschreibungen nahe. Schade nur, dass den Abbildungen der meist detailreichen Gemälde zu wenig Raum gegeben wurde.

Karlpeter Elis
Karlpeter Elis © KK