Nach seinem vorjährigen Auftakt mit Sitzmöbeln hat Walter Hösel einen neuen Versuch unternommen, Kunst und Handwerk zusammenzubringen. Schließlich gibt es in Kärnten nicht nur hervorragende Künstler, sondern auch rund 3600 Handwerksbetriebe, die imstande sind, spannende Ideen in formvollendete Werkstücke zu transferieren. „Der Grundgedanke war, ein Objekt zu kreieren, das einen hohen Anspruch an die Gestaltung hat, von Kärntner Handwerksbetrieben gefertigt wird und das vor allem nützlich ist.“ Das Tabernakel habe sich schließlich „als Favorit durchgesetzt“, erzählt der Klagenfurter Designer über seine jüngste Initiative.

Dabei lässt sich über die „Nützlichkeit“ einer solchen „transzendentalen Miniarchitektur“ durchaus streiten. Während man im alten Rom unter einem „tabernaculum“ noch eine zeltartige Behausung verstand, erlebte der Begriff in christlicher Zeit eine Wandlung ins Religiöse und bezeichnete fortan einen Schrein, der das Allerheiligste und somit die Gegenwart Gottes repräsentierte.

Außergewöhnliche Entwürfe

33 Kunstschaffende sind Hösels Einladung gefolgt und haben ihre Vorstellungen von einem Tabernakel zu Papier gebracht. Obwohl ursprünglich nur zehn Projekte realisiert werden sollten, wurden letztlich alle Einreichungen umgesetzt. „Zu außergewöhnlich“ seien die Entwürfe gewesen, befand die Jury.

Die Liste der Teilnehmer liest sich wie ein „Who is who“ der heimischen Kreativszene, wobei internationale Architekturgrößen wie Boris Podrecca und Laurids Ortner für zusätzlichen Aufputz sorgen. Nicht wenige interpretierten das Thema im ursprünglichen sakralen Sinn, etwa Arnulf Komposch, der in seinem kunstvollen Spiegelkasten einen Meßkelch platzierte, oder Karsten Krebs, der ein goldenes Holzkreuz entwarf, das sich zu einer Kapelle entfalten lässt. Valentin Oman wiederum griff das Motiv des Triptychons auf und stellte in die Mitte seines ultramarinen Schreins eine menschengestaltige Glasstele, die ohne Weiteres durch ein anderes „Allerheiligstes“ ersetzt werden darf.

Die Bandbreite dessen, was unter einem solchen verstanden werden kann, reicht vom liebenden Ich (Hösel) über den Weltfrieden (Maximilian Wiedemann) bis hin zu einem Goldbarren (Melitta Moschik). Auch unsere Erde ist vielen heilig, wie Caroline mit einem eckigen blauen Planeten oder Manfred Bockelmann beweisen - Letzterer mit einem Glasobjekt voller Minifiguren, die über einem Abgrund aus Müll schweben.

Auch in puncto Material gab es keine Limits: Während sich Bella Ban ihren Tabernakel als puristischen Betonwürfel vorstellte, betonten Cornelius Kolig, Ina Loitzl und Theres Cassini die sinnlich-stoffliche Komponente des Sujets, etwa durch Gestaltung einer Gebärmutter („Matrix“) als Ursprungsort des Menschen.

Tabernakel. Künstlerhaus Klagenfurt. Geöffnet am Do., 7. 11., 10-18 Uhr. Eröffnung: Mittwoch, 18 Uhr.