Als ergänzende Fortsetzung zur großen August-Walla-Retrospektive 2012 zeigt das Museum Gugging bis 1. September die von Johann Feilacher kuratierte Schau "walla.foto.text.=ilien.!" mit Textilien, Fotografien und Texten des 2001 verstorbenen Art-Brut-Künstlers. Daraus erschließen sich vielseitige Zugänge zu August Wallas privatmythologischem Universum und seiner Bilderwelt.

August Walla, "Seutts oder Teich", 1990.
August Walla, "Seutts oder Teich", 1990. © Art Brut KG

Als Kind besuchte Walla, geboren 1936, Kindergarten und Volksschule in Klosterneuburg. Zwischen seinem siebenten und neunten Lebensjahr verbrachte er einige Zeit in Anstalten, darunter in der berüchtigten Fürsorgeanstalt "Am Spiegelgrund". Schon damals fielen seine Zeichnungen auf. Zwischen 1952 und 1975 kam Walla, der bei seiner Mutter lebte, wiederholte Male in die damalige "Heil- und Pflegeanstalt Gugging", wo der Psychiater Leo Navratil sein künstlerisches Talent entdeckte.Ab 1983 lebte Walla mit seiner Mutter im Haus der Künstler in Maria Gugging. Wie bereits an den früheren Wohnorten übersäte Walla sein Umfeld unermüdlich mit Inschriften, Emblemen und Symbolen, geprägt von autobiografischen Anklängen und einer magisch anmutenden Götterwelt. Auch sein Zimmer, das gegen Voranmeldung im Rahmen einer Führung zu besichtigen ist, bemalte er bis zur Decke.

Wallas Geheimsprache, von ihm selbst als "Weltallendefremdsprache" bezeichnet, verwendet eine große, stilisierte Buchstabenschrift. Der überaus Schweigsame kommunizierte nicht nur mit Vorliebe schriftlich, sondern nahm jegliche Umgebung als sein Territorium in Beschlag, indem er von Papieren über Möbel bis zu Fliegengittern, Bäumen und Straßenbelägen buchstäblich alles beschriftete. Seine Arrangements dokumentierte er oft fotografisch und ließ sich dabei gern von seiner Mutter ablichten.

Es ist fürwahr ein spannender, irritierender und eigentümlicher Kosmos, der sich beim Betrachten der Objekte und oft dicht beschriebenen Leinwände, Kartons und Papiere eröffnet. Manchmal sind es auch nur einzelne Wörter, die beeindrucken, wie das sinnige "EHRENLOS.?", das an der Stirnseite des vorletzten Ausstellungsraums prangt und die enorme Diskrepanz andeutet zwischen dem Los des langjährigen psychiatrischen Patienten und den künstlerischen Ehren, die ihm schon zu Lebzeiten, aber spätestens posthum zuteil wurden und werden.

Information: www.gugging.at