Auf Videos von Frauendemos in Spanien sieht man dieses Symbol von Tausenden Händen gebildet. Bei uns ist es nahezu unbekannt: eine Raute aus den Daumen und Zeigefingern beider Hände. Die Wiener Künstlerin Stefanie Seibold hat dieses Bild in einem Archiv entdeckt und stellt es in den Mittelpunkt eines Posters zum Frauentag, das heute einen Umschlag um die Kleine Zeitung bildet und in heimischen Kunst-Institutionen aufliegt. Seibold findet die auch in Italien und England gebräuchliche Raute „super simpel, aber sehr kraftvoll“ als physisches Symbol für den Einsatz um Gleichberechtigung. Dieser war historisch oft genug ein radikal körperlicher: Suffragetten warfen sich im Kampf um das Frauenwahlrecht vor Fahrzeuge und Berittene, in den Siebzigern wurde um das Recht auf Verhütung mit dem Slogan „Mein Bauch gehört mir!“ gerungen.

So sieht das Cover zum Weltfrauentag 2019 aus
So sieht das Cover zum Weltfrauentag 2019 aus © Screenshot

Archivmittel


In ihrer Auseinandersetzung mit der Frauenbewegung, die mit einem Ausstellungsprojekt im öffentlichen Raum 2011 begann, greift Seibold daher bewusst auf Archivmittel zurück: „Ich arbeite mit historischen Materialien, die gegenwärtige Relevanz haben.“ Quasi verstärkend kombiniert die Künstlerin, die an der Akademie der Bildenden Künste unterrichtet, das Bild mit dem Satz „Alles hat sich verändert, aber nichts hat sich geändert“ – ein Satz, der abwechselnd der Kulturtheoretikerin Susan Sontag und dem Bürgerrechtler Joseph Lowery zugeschrieben wird. Auch der allererste Frauentag im Jahr 1911 wird zum Referenzpunkt; das Poster lädt also zu Standortbestimmung und Reflexion ein: Was haben Jahrzehnte der Frauenbewegung verändert? Was ist noch zu tun? Wichtige Fragen zum Weltfrauentag 2019. Antworten: in Arbeit, nach wie vor.