Geht es nach der Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ), stehen die Zeichen für die Kunsthalle Wien auf Absiedelung an den Stadtrand: Wie sind am Samstag im Ö1-"Journal zu Gast" sagte, sei das Nachdenken darüber ein Weg, "den man mit der neuen künstlerischen Leitung beschreiten wird müssen". Über die Qualität der 83 Einreichungen zeigte sie sich begeistert.

Derzeit gebe es ihrerseits Versuche im Hintergrund, innerhalb der Stadtregierung für eine Verlegung der Kunsthalle in einen der Außenbezirke zu werben. Es sei ihr wichtig, dass die kommende künstlerische Leitung ein "Interesse an urbanen Zusammenhängen und auch am Publikum hat", erläutert die Stadträtin, die Anfang 2019 eine Entscheidung über die Nachfolge von Kunsthallen-Chef Nicolaus Schafhausen treffen wird. "Ein Haus, das sich wo anders befindet, muss viel mehr an Verführungsstrategien arbeiten und zeitgenössische Vermittlungsformate entwickeln, noch stärker als es jetzt schon der Fall ist".

Kunst ist "für alle da"

Kaup-Halser zeigte sich davon überzeugt, "dass gute und auch herausfordernde Kunst für alle da ist". Schließlich sei man ja auch in Großstädten wie London oder Paris dazu bereit, für ein bestimmtes Museum quer durch die Stadt zu fahren. "Es ist das Wesen einer Metropole, dass sie wächst. Das Wachstum muss man befördern." Man dürfe Kulturinstitutionen nicht nur im innerstädtischen Bereich ansiedeln, sonst würden an den Stadträndern "Überlebensghettos" geschaffen. "Diese Räume sind essenziell notwendig, wenn wir über Stadtentwicklung nachdenken."

Was Kaup-Haslers andere Großprojekte betrifft, sei man auf einem guten Weg. Demnächst werde die Leitung des Volkstheaters neu ausgeschrieben. "Man spürt, welch brennende Anliegen dieses Theater den Wienern ist." Das Haus solle sich unter der künftigen Leitung verstärkt "anderen Formen öffnen" und "ein durchlässigerer Ort sein". Sie möchte dabei jedoch "kein Modell kopieren", schließt aber jedenfalls aus, "dass es eine Hülle für Gastspiele ist". Eine Mischform mit einem kleinen, "schlagkräftigen Ensemble" sei eine Möglichkeit. "In welcher Größe und Zusammensetzung, bleibt der künstlerischen Leitung überlassen."

Bereits ganz zu Beginn ihrer Amtszeit hat Kaup-Hasler den Wiener Festwochen mit Christophe Slagmuylder eine neue Leitung verpasst: Die kommende Ausgabe sei aufgrund der kurzen Planungsphase "sicher ein ganz besonders schwieriges Jahr". "Aber von dem, was ich bisher gehört habe, sehe ich sehr viele Setzungen, die durchaus eine Strahlkraft entwickeln werden." Slagmuylder werde Projekte, die für sein Brüsseler Kunstenfestivaldesarts geplant waren, nach Wien mitnehmen. "Ich bin mir sicher, dass seine Strahlkraft nicht nur anfängt zu blinken, sondern auch zu leuchten."