In den USA hat das vergangene Jahr das Wiederaufleben des Feminismus in der Politik, der Kunstwelt und Hollywood gleichermaßen erlebt. "Es ist so top aktuell", sagte Christine Moser über ihre neue Gruppenschau "Women.Now", die vierzehn zeitgenössische Künstlerinnen aus Österreich und drei aus den USA präsentiert. "Dazu kommt die unterschiedliche Situation in beiden Ländern und auf beiden Kontinenten. Weil natürlich hier in den USA seit dem letzten Wahlkampf, seit der Wahl des jetzigen US-Präsidenten Donald Trump und den Ereignissen seit seiner Amtsübernahme, die MeToo-Bewegung erstarkt ist." Außerdem werden in den USA im November das Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senates neu gewählt. "Es sind noch nie so viele Frauen bei den Midterm Elections angetreten wie in diesem Jahr", betonte Moser die Aktualität ihrer Ausstellung. Seit Herbst 2013 ist sie Direktorin des Austrian Cultural Forum New York, kurz ACFNY genannt. 

Die Präsenz von Künstlerinnen in Ausstellungen in Galerien und Museen, in den Medien und auf dem Kunstmarkt ist deutlich gestiegen, so scheint es. "Mit Renate Bertlmann wird 2019 zum ersten Mal eine Solokünstlerin Österreich auf der Biennale in Venedig vertreten", betonte Moser stolz. Renate Bertlmanns Arbeit war bereits zu sehen im ACFNY und zwar im Rahmen der Schau "Self-Timer Stories" im Jahr 2014.

Die neue Ausstellung ist eine Hommage an große Jubiläen: 1918 und 1920 erhielten Frauen in Österreich und in den USA das Wahlrecht, ein Meilenstein in der politischen Gleichstellung. In "Women.Now", was auf Deutsch so viel heißt wie "Frauen.Jetzt", beleuchtet Kuratorin Sabine Fellner, die zuletzt für das Belvedere die gesellschaftspolitisch interessante Themenausstellung "Die Kraft des Alters" zusammengestellt hat, das Erbe dieser historischen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf den aktuellen künstlerischen Diskurs.

Gleich beim Eingang hängt ein Bild mit dem Titel "Centered" von Joan Semmel. Im Alter von siebzig Jahren fragt die feministische US-Künstlerin nach ihrem Platz in einer Gesellschaft, die von Jugend besessen ist. Semmel füllt das gesamte Bild aus und entblößt sehr selbstbewusst ihren nackten, nicht mehr jungen Körper. Einen Stock weiter oben findet sich das vielleicht verspielteste Kunstwerk der Schau. In "Mona/Marcel/Marge" bricht die bahnbrechende US-amerikanische Künstlerin Martha Wilson den Mythos des vermutlich berühmtesten Portraits aller Zeiten, sowie dessen Verfremdung durch männliche Kollegen. Mona Lisa wird zur Projektionsfläche mit Schnurrbart und blauer Perücke. Leonardo da Vinci, Marcel Duchamp und Marge Simpson, die Schöpfung von Matt Groening (dem Erfinder der Zeichentrickserie "Die Simpsons") treffen in diesem ikonischen Porträt aufeinander, das auch Wilsons eigene Gesichtszüge zeigt.

Der Beitrag der österreichischen bildenden Künstlerin Margot Pilz betrachtet Kunstgeschichte und Geschichtsschreibung aus weiblicher Perspektive. Die 1936 geborene Pilz, Mitglied der feministischen Avantgarde und Pionierin der digitalen Kunst, hat mit "HERSTORY - 36.000 Years of Goddesses and Idols" einen eindrucksvollen Kurzfilm geschaffen - für die Geschichte der Frau. Die Bilder von Göttinnen, weiblichen Idolen und Ikonen zeigen einmal mehr, dass auch Frauen Geschichte geschrieben haben.

Eine große Wandzeichnung von Sevda Chkoutova macht eine klare Trennung zwischen Lust, Gewalt und Leidenschaft nicht möglich. "Opfer werden zu Tätern", sagte Chkoutova in einer Gesprächsrunde. Eine Woche und 70 Stunden hat die Österreicherin an der Wandzeichnung gearbeitet. "Ich habe dieses Motiv gewählt, weil es in der Geschichte viele Bilder gibt, die von Männern gemalt wurden. Ich wollte den nackten weiblichen Körper aus der Perspektive einer Frau zeigen", so die Künstlerin. 

Zu den ausgestellten Künstlerinnen gehören weiters Uli Aigner, Adriana Czernin, Ines Doujak, Béatrice Dreux, Titanilla Eisenhart, Maria Hahnenkamp, Heidi Harsieber, Sabine Jelinek, Ellen Lesperance, Frenzi Rigling, Eva Schlegel, Claudia Schumann, Joan Semmel, Betty Tompkins und Martha Wilson.

Was bedeutet es, "weiblich" zu sein? Was bedeutet es, eine schwarze Frau zu sein? Und was bedeutet Freiheit für Frauen? Das sind spannende Fragen, denen sich diese Ausstellung widmet. Mit ihren Kunstwerken gibt sie Frauen ein stückweit ihren gebührenden Platz in der Geschichte und Gegenwart zurück. 

(S E R V I C E - "Women.Now" läuft von 26. September bis 18. Februar 2019 im Austrian Cultural Forum New York. Infos unter )