Die immense Zäsur kultureller Belange während der Zeit des Austrofaschismus, des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs zeitigte in Österreich eine weitreichende Neuorientierung von Künstlerinnen und Künstlern nach 1945. Zwischen den Polen Tradition, Moderne und Avantgarde galt es auch in der Steiermark, sich in einem Umfeld historischer und neuer Tendenzen zu positionieren respektive internationale Entwicklungen zu rezipieren.

Die damit verbundenen „Kunst-Kontroversen“ zeigt nun der Leiter der Neuen Galerie und Kurator der gleichnamigen Ausstellung Peter Peer anhand von circa 260 Exponaten auf, die überwiegend aus der Sammlung des Universalmuseums Joanneum stammen beziehungsweise jener der Stadt Graz und privaten Kollektionen.

Die in drei Abschnitte gegliederte Schau zeigt allerdings ein ambivalentes Bild. So sind etwa Vertreter einer gegenständlichen Kunst keineswegs mit Reaktionären gleichzusetzen. Der erste Teil handelt von der Auseinandersetzung mit dem Fauvismus um 1900. Expressionismus, Kubismus und Surrealismus erweisen sich in Beispielen von Kurt Weber oder Hannes Schwarz bis in die 1950er-Jahre als Wiederaufnahmen der Moderne. In einem zweiten Teil werden Tendenzen zur abstrakten und gegenstandslosen Kunst aufgezeigt, während im dritten Abschnitt die Auseinandersetzung mit Pop- und Op-Art in den 60er-Jahren mit Werken beispielsweise von Günter Waldorf folgt. Ebenfalls aus dieser Zeit stammen Naturabstraktionen und die Auflösung konkreter Formen wie bei Richard Kratochwill, Hans Bischoffshausen oder Mario Decleva. Plausibel werden diese Entwicklungen durch ausführliche, begleitende Wandtexte, die Ausschnitten aus Zeitungsrezensionen gegenübergestellt sind.