Durch rote Seile erscheinen die Porträts von Mahatma Ghandi, Bertha von Suttner, Martin Luther King und anderen mehr wie in ihren Reden und Gedanken miteinander verbunden. Ein zentraler (Schreib-)Tisch in diesem „Friedensbüro“, eingerichtet im Franziskus-Saal des kultum, wird gestützt und getragen von einschlägiger Literatur um die Friedensaktivisten.

Angesichts der eskalierenden Situation um Kriege, die uns umgeben, seien wir, wie es die 1980 in Klagenfurt geborene Künstlerin Zenita Komad in einem Interview ausdrückt, „nicht einfach Beobachter eines Horrorfilms, den wir Realität nennen“, vielmehr sollten wir unsere Ressourcen für den Frieden einsetzen. Gegen die „egoistische Natur des Menschen, die dieses Unheil verursacht“, erinnert die Künstlerin mit etlichen Installationen und darin enthaltenen Zitaten an historische Bestrebungen um Frieden und Gerechtigkeit in der Welt. In allen Abteilungen der Schau sind faustgroße Steine aus Granit angehäuft, die schließlich an eine maßgebliche Installation mit Bezug Evangelium des Johannes führen: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“.

Gleichzeitig zur Grazer Ausstellung läuft im Klagenfurter MMKK Komads Parallelaktion „Der Krieg ist aus!“. Nach derselben Intention sind hier poetische Inszenierungen um ein menschlich harmonisches Miteinander präsentiert, die nach dem Untertitel „Art is a Doctor“ motivieren sollen, gegen die rezenten Auseinandersetzungen Stellung zu beziehen.

Im Rahmen der Schau im Grazer kultum verkörpert die Schauspielerin Maxi Blaha in einer monologischen Performance am heutigen Aschermittwoch (ab 17 Uhr) die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner.

Zenita Komad. Nie wieder Krieg! Bis 26. Mai, Kultum Galerie, Mariahilferplatz 3, Graz. kultum.at

Komad: Hannah-Arendt-Porträt
Komad: Hannah-Arendt-Porträt © kultum

Unweit vom kultum, in der „Kunstkirche“ St. Andrä, hängt seit einigen Tagen ein schwarzes Gebilde rund um die Leuchte über dem Altar. Ein Knäuel, das an das „Tumbleweed“ aus den USA erinnert, aber zugleich aus Stacheldraht gemacht scheint. Der baskische Künstler Alberto Lomas hat hier das Thema seiner aktuellen Ausstellung „Re(f)used“ in der QL-Galerie aufgenommen und weitergeführt. Die vom Künstler als „visuelle Gedichte“ bezeichneten Arbeiten verknüpfen Texte und Bilder zum Themenkomplex, der auf sehr lyrische, aber auch deprimierende Weise den Katastrophen der Welt und den von ihnen ausgelösten Fluchtbewegungen widmet. Dass Klimakrise und Migration unmittelbar zusammenhängen, hat Lomas zu seiner Kunst motiviert, in der weniger das Verbindende als das Trennende der Sprache im Mittelpunkt steht.

Alberto Lomas. „Re(f)used“. Kirche St. Andrä bis Ostern, Galerie im QL, bis Ende Februar.

Die Fastenprojekte in St. Andrä, einst angestoßen vom damaligen Pfarrer und heutigen Tiroler Bischof Hermann Glettler, werden seit einigen Jahren von Kurator Alois Kölbl weitergeführt und verbinden nun jeweils die aktuelle Schau in der QL-Galerie mit dem Kirchenraum im Griesviertel. Die skulpturalen, mitunter performativen Eingriffe in den Kirchenraum, die hier heimisch wurden, sind letztlich als Ausbaustufe der traditionellen Fastentuch-Kunst zu sehen.

Das Fastentuch in Admont wird aufgezogen
Das Fastentuch in Admont wird aufgezogen © Stift Admont

Künstlerische Fastentücher gibt es in ganz Österreich zu sehen. Etwa jenes von Lisa Huber, das ab heute den Altar der Stiftskriche in Admont verhüllt. Hubers fast schon fröhliche Darstellung des „Lamm Gottes“ und der vier Evangelisten ist nicht die erste einschlägige Arbeit der geborenen Kärntnerin. 2018 hat sie etwa das Fastentuch für den Wiener Stephansdom geschaffen. Auch heuer hängt ein Fastentuch in St. Stephan, wobei Gottfried Helnweins Memento mori in Form von Totenschädeln sich eher im Plakativen ergeht. Faszinierender ist das, was der geborene Steirer Herbert Brandl in der Innsbrucker Servitenkriche zeigt: Ein Gemälde aus dem Jahr 2010, das einen Stück Himmel (in der ganzen Doppelbedeutung von „Himmel“) in die Klosterkirche zu verfrachten scheint, während die Slowenin Eva Petrić im Klagenfurter Dom ein „Orakel“ als Kommentar zur Technisierung der Gesellschaft zeigt.