"Bei Männern fangen die Charakterrollen ab 50 an, Frauen spielen dann vor allem Ammen und Großmütter", sagt Katrin Ackerl Konstantin. Diese Erkenntnis mag nicht neu sein, aber dass sie im Jahr 2023 noch immer gilt, ist für die Schauspielerin, Regisseurin und Psychologin einigermaßen erschütternd: "Die Repräsentationskultur in Theatern, vor allem in Stadt- und Staatstheatern, beruht noch immer auf Geschichten aus einer Zeit, die heute nicht mehr existiert. Und diese alten Geschichten – Shakespeare, Schiller, Goethe etc. – werden aus einer patriarchalen Struktur heraus erzählt. Aber auch in neueren zeitgenössischen Stücken sind die Positionen und Möglichkeiten, die Frauenrollen darin haben, von einem feministischen Standpunkt aus betrachtet oft außerordentlich problematisch", stellt sie fest. Die Theaterfrau hat im Rahmen ihres Projekts "Führen wir uns auf" 26 Schauspielerinnen und Schauspielstudentinnen zu Rollenvielfalt, aber auch zum Umgang am Theater befragt. In 90-minütigen Interviews ging es um Themen wie: Welche Stereotypen gibt es? Welche Sexismen? Wie sieht ein ideales Theater der Zukunft aus?