Über die Auswahl im Entertainment-Sisi-Hofladen dürften nur Historiker klagen, die ob diverser historischer "Ungenauigkeiten" wohl den Kopf schütteln. Fans der österreichischen Kaiserin haben zumindest die Qual der Wahl. Darf es eine hochemotionale Sisi sein (RTL+, ORF) oder doch eine zurückhaltende, eher nachdenkliche Elisabeth (Netflix)? Oder soll der Fokus auf die einengende Wirkung der höfischen Hierarchie liegen ("Corsage", Marie Kreutzers Drama schaffte es vor einer Woche auf die Shortlist von 15 Kandidaten für den Auslands-Oscar)? Oder darf es doch lustiger sein, wie der neue Trailer des Films "Sisi & ich", der im März in den Kinos anläuft, vermuten lässt?

Jedem seine Sisi, wäre der gelebte österreichische Ansatz. Die Serie "Sisi", eine Produktion von RTL+ und ORF, hat im Vorjahr die kaiserlichen Festspiele eingeläutet und ist mit einer zweiten Staffel zurück. RTL+, wo die Serie seit einer Woche läuft, jubelt über höhere Einschaltquoten als bei der ersten Staffel.

In ORF 1 geht es am Dienstag und am Mittwoch zur Sache. Ja, also auch die Sache, denn die Serie bleibt ihrer Freizügigkeit treu. Ach ja, die Treue! Aber lassen wir das. In der zweiten Staffel sind die Kaiserin (Dominique Devenport) und der Kaiser (Jannik Schümann) längst im Alltag angekommen, und Thronfolger Rudolf wird geboren.

Bismarck rasselt mit dem Säbel, und in Ungarn begehren die Rebellen auf. Die Ausgangslage, sie ist wenig romantisch. Und doch ist die Serie ganz und gar auf die emotionalen Befindlichkeiten der Monarchin ausgerichtet. Zufall ist es also keiner, dass Graf Gyula Andrássy (Giovanni Funiati) in Staffel 2 eine zunehmend einnehmende Rolle einnimmt. Mit Marie, der aufbegehrenden Tochter ihrer einstigen Hofdame mit krimineller Vergangenheit, bekommt Sisi eine ungewöhnliche Gegenspielerin, deren inhaltliche Einbettung nicht immer stimmig ist.

Im Gegensatz zu den Bildern: Die Regisseure Miguel Alexandre und Sven Bohse haben eine Staffel mit opulenten, dramatischen Bildern kreiert, die das Emotionswirrwarr der Kaiserin widerspiegeln. Oder, um es mit einer Textzeile des Wiener Quartetts Erwin & Edwin zu beschreiben: "So viel Liebe und manchmal ein bisschen Hass."
"Sisi": Dienstag und Mittwoch jeweils drei Folgen, ab 20.15 Uhr in ORF 1.