Der nach Jahren erstmals wieder genutzte Eingang in der Grazer Neutorgasse hat ein neues Vordach, und auf dem kleinen Rasenstück davor stehen bereits zwei Skulpturen der ukrainischen Bildhauerin Zhanna Kadyrova: ein Quader und eine Pyramide aus weiß lackiertem Metall. Erst auf den zweiten Blick fallen die Löcher und Risse in ihren Wänden auf; das Material der Objekte wurde bei Raketenangriffen in der Ukraine beschädigt. Der beschönigende Lack ist ein Kommentar auf die Verdrängung des Krieges – Einstimmung auf die Ausstellung, die in der Neuen Galerie des Joanneums historische Werke aus der Sammlung mit zeitgenössischer Kunst konfrontiert. „Ein Krieg in der Ferne“ ist das titelgebende Herzstück dieses herbst, man trifft darin auf Arbeiten etwa von Tina Blau, Josef Danhauser, Karl Jirak, Carl Leopold Müller, Josef Dabernig, Mykola Ridnyi, Henrike Naumann. Die Gegenüberstellung dürfte bekräftigen, was Kadyrovas Arbeit vor dem Eingang andeutet: Die Kunst ist keineswegs so friedlich wie gerne angenommen, Konflikte, Ressentiments, Kolonialismus, Othering sind in ihr manifestiert.
Ein Krieg in der Ferne. Neue Galerie, historischer Eingang Neutorgasse. Eröffnung heute, 18.30 Uhr. Bis 12. Februar 2022.