Kleinhirninfarkt mit anschließender beidseitiger Sehschwäche und Artikulationsproblemen: Den Fischer Fritz hat es schlimm getroffen. Sohn Franz, der nach Generationen von Fischern in der Familie lieber Frisör geworden ist, will ihn ins Pflegeheim stecken, doch der störrische Vater ignoriert ihn so lange, bis er eine polnische 24-Stunden-Betreuung engagiert. Piotra, jung und lebenshungrig, landet beim alten Fritz irgendwo im Nirgendwo.

Autorin Raphaela Bardutzky erzählt in ihrem klugen Stück „Fischer Fritz“ eine eigentlich unspektakuläre Geschichte mit viel menschlicher Tiefe. Vordergründig geht es im Alltag des unfreiwilligen Gespanns um das Waschen, Putzen, Kochen, den Wetterbericht oder ein paar Runden mit dem Rollator ums Haus – tagein, tagaus. Aber weil die Figuren zwar wortkarg sind, die Geschichte aber häufig durch ihre Innenperspektive erzählt wird, werden trotz wohldosierter Emotionen auf der Bühne der Zorn und die Hilflosigkeit, die Vereinsamung und Langeweile der Figuren in der einfühlsamen Inszenierung von Sarah Rebecca Kühl sehr deutlich – geschickt verstärkt durch den Soundteppich, den David Gratzer beisteuert.

Maximilian Achatz ist ein herrlicher Grantscherm, der oft in dritter Person von seinen Ängsten oder der Peinlichkeit erzählt, sich von einer jungen Frau pflegen lassen zu müssen. Sara Zambrano, die für die Rolle der Piotra eigens Polnisch gelernt hat, gibt dem Schicksal zugereister Pflegerinnen ein sympathisches Gesicht und Markus Achatz als Franz kann zwar seinen Vater beim Frühstück nicht zuschauen, weil ihm graust, wird aber am Ende bedauern, nie „Vergelt´s Gott“ gesagt zu haben.

Klingt ein bisserl deprimierend? Ist es aber nicht, denn vor allem ist es berührend. Und das ist das eigentliche Verdienst des Stückes, das einen schweren Stoff mit großer Leichtigkeit erzählt und über ein Verstummen mit vielen sprachlichen Raffinessen (bis hin zu hinreißenden Zungenbrechern) nachdenkt.

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