Die größte Herausforderung war wohl Georg Friedrich Haas´ Oper „Koma“ über eine Patientin im Wachkoma, denn ein Teil der Aufführung spielte sich in vollkommener Dunkelheit ab: „Da durfte dann nicht einmal der Punkt am LED-Scheinwerfer leuchten, der zeigt, dass er ausgeschaltet ist. Wir mussten alles abkleben“, erzählt Dietmar Harder. Denn das Konzept von Regisseur Immo Karaman sah vor, dass Musiker, Sänger und Zuschauer gemeinsam in dieser Zwischenwelt sind, in der auch die Patientin sich befindet. „Dass wir da gemeinsam mit den Experten die Sicherheitsgenehmigung für diese absolute Verdunkelung bekommen haben, war nur durch die extrem gute Zusammenarbeit mit den Behörden möglich“, sagt er.

Und mit guter Zusammenarbeit kennt er sich aus: 1983 kam der gelernte Kfz-Mechaniker ins Stadttheater, weil ein Nachbar ihm den Tipp gab, dass ein Bühnentechniker und LKW-Fahrer gesucht wird. Nun, über 40 Jahre später, geht er als technischer Leiter des Hauses in Pension. Zwanzig Jahre lang war er dafür verantwortlich, dass hinter den Kulissen alles so reibungslos wie möglich abläuft, fünf Intendanten hat der Klagenfurter dabei erlebt: Unter Herbert Wochinz trat er in den Betrieb ein, arbeitete sich als Bühnentechniker hoch und schon Dietmar Pflegerl betraute ihn mit der technischen Leitung der Wörtherseebühne, bevor er ihn 2003/04 zum Chef von rund 120 Mitarbeitern machte. Nach Josef E. Köpplinger und Florian Scholz war es nun Aron Stiehl, der den langjährigen Mitarbeiter in der Matinee zur aktuellen Nestroy-Produktion vor vollem Haus verabschiedet hat. „Diese Wertschätzung ist schon schön“, sagt Harder, der selbst für „seine“ Leute rund um die Uhr erreichbar war.

Als technischer Leiter war er dabei bis zu einer Umstrukturierung vor zwei Jahren direkt verantwortlich für Abteilungen wie Bühnentechnik, Tischlerei, Schneiderei, aber auch Beleuchtung, Ton oder Maske und hat eng mit den künstlerischen Teams zusammengearbeitet. Manche Wünsche von Regisseuren und Bühnenbildnern haben ihm durchaus Kopfzerbrechen bereitet – etwa wenn unter der Bühne zu wenig Platz war, um noch eine Treppe für die „Zauberflöte“ (2002) hineinzubauen, über die Darsteller dann durch Lücken im Bühnenboden auftauchen konnten: „Aber wenn man lange genug grübelt, findet man für fast alles eine Lösung“, ist er überzeugt.

Dass 2012 bei einer „Tosca“-Probe ein Bühnenbild umkippte und es dabei drei leicht Verletzte gab, war wohl das Schmerzhafteste, was ihm selbst in seiner Karriere passiert ist. Und die coronabedingte Schließung des Stadttheaters war die „dunkelste Zeit“ in seiner Berufslaufbahn: „Man brennt ja für das Theater. Wenn dann nichts stattfinden kann, dann tut das richtig weh“, sagt der 61-Jährige, der derzeit noch den Resturlaub abbaut und die Agenden bereits an seinen Nachfolger Werner Hrast übergeben hat.

Künftig will er mit seiner Frau Evelin – sie war übrigens im Rechnungswesen am Stadttheater tätig – so oft wie möglich Richtung Süden fahren. Und ab Oktober darf er sich über eine ganz neue Rolle freuen: Da wird Dietmar Harder erstmals Großvater.