Wer Kommissar Faber aus dem Dortmunder „Tatort“ gerne im TV sieht, wird ihn nach dieser Lektüre noch mehr mögen. Schauspieler Jörg Hartmann legt nämlich mit seiner Autobiografie „Der Lärm des Lebens“ ein charmantes, witziges und anekdotenhaftes Selbstporträt vor, das zugleich eine nachdenkliche Studie über bundesdeutsche Befindlichkeiten ist. Er setzt damit die Reihe prominenter Schauspielkollegen (Joachim Meyerhoff, Michael Degen, Edgar Selge) fort, die ebenfalls in autobiografischen oder autofiktionalen Romanen ihre Lebensgeschichte aufgearbeitet haben.

Jörg Hartmann. 
Der Lärm des 
Lebens. Rowohlt. 
302 Seiten, 
24,70 Euro
Jörg Hartmann. Der Lärm des Lebens. Rowohlt. 302 Seiten, 24,70 Euro © KK

Raffiniert und leichthändig verstrickt Hartmann die beiden Erzählstränge über seine Familie und seine Bühnen-Laufbahn. Dass es den Sohn einer Arbeiterfamilie aus dem Ruhrgebiet ins Scheinwerferlicht zog, war bald klar. Köstlich zu lesen ist die jugendliche Begeisterung und Selbstüberschätzung, mit der er und ein Freund als Schauspielschüler die Regisseurin Andrea Breth geradezu stalkten, um ein Vorsprechen bei ihr zu erreichen. Zweimal gelingt es ihnen, doch das Desaster ist unausweichlich: „,Na, dann macht mal.´ Ihr Unwillen erfüllte bleiern und schwer den Raum. Und wir machten. Und kamen nicht weit. ,Stopp! Stoopp! Da stimmt wieder kein Wort! Gar nichts! Schon der Ansatz nicht! Und ich sehe auch überhaupt keine Biografie!´ (...) Jetzt wandte sie sich an Ulrich Matthes: ,Und du, Uli? Siehst du da eine Biografie?‘ – ,Nein, Andrea´, sagte Uli, ich sehe da auch keine Biografie.‘“ Bei der Chefin der Berliner Schaubühne hatte Hartmann kein Glück, ein paar Jahre später landete er aber unter der Intendanz von Thomas Ostermeier doch dort. Hartmann erzählt auch von seinen gehörlosen Großeltern in der NS-Diktatur, von der Demenzerkrankung und dem Tod seines Vaters, vom Familienalltag mit seiner Frau und den drei Kindern oder von den Besuchen bei einem sterbenskranken „Tatort“-Fan. Wie er das macht, ergibt einen assoziativen, mitreißenden Bewusstseinsstrom über Anfang und Ende und alles, was dazwischen Lärm macht – das Leben.