Umgebracht von „drei halbstarken Idioten“: Sogar der tote Siegfried kann nicht glauben, dass ihm das passiert ist. Da liegt er also im Kofferraum, während Gunther, Hagen und der Musiker Volker überlegen, wie sie das Ungeheuerliche Kriemhild erklären können. „Gehen wir die Geschichte systematisch durch“, fordert Hagen – vielleicht würde man dann eine Lösung für das Dilemma finden. Und los geht ein Roadmovie, das rotzfrech quer durch die Geschichte der bekannten Sage führt. Mathias Spaans Bearbeitung von Friedrich Hebbels „Nibelungen“ wendet sich vor allem an junges Publikum, und das war nach Ende der Aufführung auch voll des Lobes: „Cool“ und „Gut gemacht“, war da zu hören.

Letzteres liegt wohl auch am Bühnengestaltung (Thomas Kurt Mörschbacher): Ein Fadenvorhang dient als Projektionsfläche für diverse Videos (Philip Kandler), darunter auch das Auto, mit dem sich die „Halbstarken“ Wagenrennen liefern oder quer durch die Lande fahren. Dabei setzt Regisseur Alexander Kuchinka auf genaues Timing: Wie da für die vier Schauspielerinnen und Schauspieler die vermeintlichen Auto- oder Kofferraumtüren aufgehen oder zuknallen, ist mit Präzision und Witz gemacht. Diverse weitere Videoeinspielungen treiben die Handlung voran, die von Karin Yoko Jochum, Sabine Kristof-Kranzelbinder, Michael Kristof-Kranzelbinder und Michael Kuglitsch mit viel Lust am schnoddrigen Ton des Stückes umgesetzt wird. Dass Männer in Frauenrollen schlüpfen und umgekehrt, darf man wohl auch als Versuch deuten, die stereotypen bis problematischen Geschlechterbilder ironisch zu brechen. Am Ende geht es noch rasant durch Kriemhilds Rache, der dann alle zum Opfer fallen. Aber vielleicht war ohnehin alles ganz anders? Denn am Ende wird Volker dann noch einmal sagen: „Alter, ich hab das so anders in Erinnerung.“