„Ich habe gedacht, dass ich alles Mögliche werden kann. Leuchtfeuer, philosophischer Geist oder tätig und tüchtig beim Brückenbau, beim Straßenbau“, sagt sie am Anfang. Da ist Anna Döing als junge Ingeborg Bachmann noch „zu jedem Wagnis aufgelegt“. Achim Conrad und Thomas Hupfer vom Kölner movingtheatre haben rund um die Kärntner Dichterin eine feinfühlige, facettenreiche Performance aus biografischen Fakten und literarischen Zitaten gebaut, ausgehend von ihrer Jugend in Klagenfurt über die „Primadonna assoluta“ der Literatur bis hin zum verzweifelten Versuch, sich im Leben und Schreiben zu behaupten.

Die Bühne ist dabei weitgehend leer, im Hintergrund steht in einer Zelle eine altmodische Schreibmaschine, ein Bild für die Einsamkeit des Schreibens, aber auch die Emanzipation dieser starken Frau mithilfe der Literatur. Anna Döing formt ausdrucksstark das Porträt der Dichterin in all ihrer Widersprüchlichkeit – dem Manischen ebenso wie der Verletzlichkeit, der Sehnsucht nach Liebe und gleichzeitig einem ganz selbstverständlich gelebten Feminismus in dieser Männerwelt. Vor allem beeindruckt in der 70-minütigen Performance die literarische Dichte und Kraft der Sprache. Und die Spuren zum tragischen Tod sind in die Collage geschickt eingewoben, wenn die beiden Männer ihr eine Feuerleiter bauen wollen und rufen „Wenn es brennt“ und Döing antwortet: „Ich würde Zunder sein.“ Eine dichte Hommage an eine Dichterin, empfohlen ab 15 Jahren, der man gerade hier in Kärnten möglichst viel Publikum wünscht.