Im Neuen Saal des Konzerthauses bilden Trompeter Thomas Gansch und seine Workshop-Teilnehmer einen großen Kreis. Improvisiert wird passenderweise über eines der Paradestücke der Jazztrompete, nämlich „A Night in Tunesia“ von Dizzy Gillespie. Manche gehen es zaghafter an, manche forscher – mittendrin steht eine junge Bassistin, sozusagen als rhythmische Rückendeckung. Gansch kommentiert nicht nur verbal, sondern auch selbst an seiner Trompete. Alle hängen buchstäblich an seinen Lippen. Hinterher drängen sie sich um ihn – die Begeisterung ist greifbar. Und das bei einem Musiker, der uns kurze Zeit später erklären wird, dass man Jazz und Improvisation allgemein nicht unterrichten kann. Dafür zieht er allerdings alle Register, wenn er seinen jungen Kollegen in Ganzkörper-Pantomime vormacht, wie man sich improvisierend fortbewegt. „Man muss dafür begeistert sein“, schiebt er nach „und man muss auch etwas sagen wollen. Ich helfe ihnen dabei, ihre Knöpfe aufzumachen“.

Die Gustav Mahler Privatuni GMPU (und vor allem ihr Professor für Jazztrompete Daniel Nösig) war schon länger am österreichischen Weltklassetrompeter und Mitbegründer von „Mnozil Brass“ dran. Jetzt hat es endlich geklappt. Gansch gab eine Woche lang Workshops und wird am Samstag (3.2.2024, 19.30 Uhr) mit der von Reinhold Schmölzer geleiteten Big Band der GMPU im ORF-Theater auftreten. Das Programm wird zwei Kompositionen von Gansch selbst enthalten. Die Bigband ist für ihn überhaupt das Größte. Er vergleicht sie mit einer guten Fußballmannschaft: „Und der Leadtrompeter, der ist der Neuner“, verrät er uns. Schlagzeugprofessor Klemens Marktl und sein Kollege Schmölzer, der Senior Artist für Jazz-Komposition, kommen aus dem Schmunzeln nicht heraus.

In den ernsteren Passagen unseres Gesprächs betonen alle drei, wie viel gerade die musikalische Kommunikation nach Corona zum Zuschütten von Gräben beitragen kann: einerseits im Zusammenspiel der Musiker, andererseits dadurch, dass uns die Musik direkt ins Herz trifft. Das könne auch keine Künstliche Intelligenz ersetzen oder gefährden, so Gansch.

Der Weltklassetrompeter ist einer der überzeugendsten Vertreter des Crossover zwischen verschiedensten Musikgattungen. Viel habe er da vom Kärntner Saxophonisten Wolfi Puschnig und Projekten wie „Alpine Aspects“ gelernt: „Was für andere Religionen sind, ist für mich die Musik. Und der Wolfi Puschnig ist ein Kardinal der Musik.“