Er habe sich diesen Job, erzählt Simon Posch, beim „Universum bestellt“: Der ausgebildete Tourismus-Manager leitet seit zwanzig Jahren das „Haus der Musik“ in Wien. Der Weg dahin war allerdings ungewöhnlich: Schon in der Jugend interessierte sich der Feldkirchner für klassische Musik und hätte auch gerne Klavierstunden genommen. „Das wäre aber für meine Eltern nur schwer finanzierbar gewesen“, erzählt der 57-Jährige. Also hat er beim Pfarrer in Tiffen Gitarre gelernt: „Das hat aber nicht so gut funktioniert und ich habe es bald wieder bleiben lassen.“

Aus dem Gymnasium in Villach wechselte er in die Tourismusakademie Villach, „denn meine Eltern wollten, dass ich eine Fachausbildung mache.“ Der klassischen Musik blieb er passiv treu: „Ich habe mir damals sehr viele Schallplatten gekauft, ich bin heute noch manchmal überrascht, was ich alles gehört habe.“ Aus dem geplanten Jus-Studium nach der Matura wurde dann nichts, weil Posch, der während seiner Schulzeit auch Schulsprecher war, nach San Diego an ein Fünf-Stern-Hotel ging. Später arbeitete er in Deutschland für die Österreich-Werbung und in Wien als Marketing-Direktor für die Österreichische Verkehrsbüro AG sowie als Österreich-Manager der „STA Travel Austria“. In dieser Zeit hatte er immer wieder Kontakt mit dem „Haus der Musik“, das im Jahr 2000 eröffnet worden war und den Manager so faszinierte, dass er mit dem Klangmuseum gemeinsam diverse Packages für Touristen schnürte – und sich heimlich wünschte, er wäre dabei auf der Seite der Kunst: „Ich hätte mir aber nie geträumt, dass ich ohne den passenden Kulturhintergrund eine Chance hätte.“

Ein Anruf brachte die Wende

Dann kam der Anruf, der dem Leben von Simon Posch im Jänner 2003 die Wende gab: Die Wiener Städtische Versicherung, damals Miteigentümer des Museums, fragte an, ob er Interesse an einem Job im Haus der Musik hätte – er dachte ans Marketing, es wurde die Leitung. Und er musste keine Sekunde nachdenken, obwohl der Wechsel mit einer ordentlichen Gehaltseinbuße verbunden war: „Ich habe es keine Sekunde bereut.“

Mittlerweile hat man im Haus der Musik fünf Millionen Besucher gezählt, allein im Vorjahr waren es 265.000. Und immer wieder schauen auch prominente Gäste vorbei: Von Plácido Domingo bis Julie Andrews reicht der Bogen, der Pianist Lang Lang ist regelmäßig im Haus und der Dirigent Zubin Mehta Ehrenpräsident und Unterstützer: „Einmal hat er sogar seine Gage dafür gespendet, damit wir die Außenbeleuchtung erneuern konnten.“ Darüber hinaus ist er längst auch ein guter Freund: „Zuletzt haben wir zu Weihnachten telefoniert. Ich bin gerade in Kärnten beim Fondue gesessen, als er aus Amerika angerufen und frohe Weihnachten gewünscht hat.“

In Kärnten ist Simon Posch regelmäßig mit seinem Ehemann, einem aus Schottland stammenden Juristen, zu Besuch. Der Lebensmittelpunkt des Paares liegt aber in Groß-Enzersdorf, wo Posch lange Spaziergänge mit seinem Border Terrier unternimmt und weniger über die Musik, als über Literatur nachdenkt. Denn gerade ist im Eigenverlag sein Debütroman „Und es leuchteten die Sterne: Der Weg des Carl Kollas“ über einen jungen Mann erschienen, der für einen erkrankten Schulkollegen im Chor einspringt und deshalb Sänger und schließlich Star-Tenor wird. Teil zwei ist fast fertig, da ist dieses Einspringen nicht nötig und aus Carl wird kein Tenor, sondern ein Koch – ein Spiel mit dem Zufall, das durchaus autobiografische Züge hat.

Kein Zufall ist dagegen, dass Simon Posch auch Geschäftsführer des Johann-Strauß-Festjahres 2025 ist: „Ich wurde eingeladen, mich zu bewerben“, erzählt er. Gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter, dem Kulturmanager und Opernintendanten Roland Geyer, wurde intensiv geplant, jetzt „geht es an die Verträge mit den Künstlern“, verrät Posch: „Es soll im kommenden Jahr jede Woche einen Programmpunkt geben, darunter sind viele Crossover-Projekte.“ Das von der Stadt Wien zur Verfügung gestellte Budget beträgt 20 Millionen Euro: „Das ist eine Investition in die Marke Wien als Welthauptstadt der Musik, aber auch in die Marke Österreich.“

Das Museum in China

Das gilt wohl auch für den neuesten Export seines Klangmuseums: Nachdem in Mexiko bereits ein „Haus der Musik“ eröffnet wurde, folgt demnächst eines in China, und zwar in Yanguan, einer historischen Stadt rund 150 Kilometer südwestlich von Shanghai, die schon jetzt an Wochenenden bis zu zwei Millionen Besucher zählt: „Das Einzugsgebiet dort sind 80 Millionen Menschen, das ist also für die Reputation unseres Hauses schon enorm.“

Die beiden 1:1-Nachbauten können auch deshalb funktionieren, weil das Haus der Musik ein Ort der Kommunikation ist: „Man kann es nicht oft genug sagen: Musik ist der Brückenschlag über alle Sprachbarrieren hinweg“, sagt Posch: „Der erste Schritt ist das Hören, der zweite das Hinhören und der dritte Schritt das Zuhören. So entsteht Dialog. Musik ist die Trägerrakete, die das schafft.“