Seit Jahren pflegt Guido Markowitz einen engen Kontakt zu seiner alten Heimat, einige Produktionen, die er als Ballettchef am Theater Pforzheim zeigte, waren bereits in Villach als Gastspiele zu sehen (u. a. „Nurejew“). Nun kommt der 54-Jährige für einen ganz besonderen Anlass nach Kärnten: Am 2. Dezember wird er für seine „unglaublich vielseitige und ungewöhnliche Karriere“ mit dem Kulturpreis der Stadt Villach ausgezeichnet: „Für mich ist das eine große Ehre, denn wenn man im Ausland arbeitet, ist diese Sichtbarkeit der Arbeit nicht selbstverständlich. Und ich freue mich, dass ich dort ausgezeichnet werde, wo mein Herz ist.“

Schließlich hat er seine ersten Tanzschritte in der Ballettschule Zechner in Villach gemacht, nach der Ausbildung an der renommierten Iwanson International School of Dance in München tanzte er unter anderem an der Bayerischen Staatsoper München, am Stadttheater Münster und dem Staatstheater Darmstadt. Mittlerweile hat er das Tanzen aufgegeben, denn der Körper habe irgendwann „Nein“ gesagt. Außerdem habe er immer schon gerne selber choreografiert. Das Theater im deutschen Pforzheim, wo er seit 2015 die Sparte Tanz leitet, zeigt drei Produktionen pro Saison – und Markowitz legt dabei großen Wert auf Vielfalt. Markowitz zeigt die Stücke nicht nur gerne an ungewöhnlichen Orten (etwa in Schwimmbädern oder Museen), sondern er integriert auch Menschen mit Handicaps – etwa im kommenden Jahr im Tanzstück „Wonder“ des israelischen Choreografen Gil Kerer.

Aktuell ist in Pforzheim aber eine Arbeit von Guido Markowitz als Weihnachtsstück für die gesamte Familie zu sehen: In „Nussknacker und Mäusekönig“ treffen E. T. A. Hoffmanns Erzählung auf das Märchen von Dornröschen und Alice im Wunderland und eine Prinzessin auf eine böse Fee oder einen weißen Hasen: „Es ist eine sehr zeitgemäße Interpretation. Das Stück kommt sehr gut an, wir sind nahezu ausverkauft“, erzählt Markowitz, der mit der Produktion am 2. Dezember im Congress Center in Villach gastieren wird. Im Februar gastiert die Kompanie, die aus 15 Tänzerinnen und Tänzern besteht, dann nochmals in Villach, und zwar mit dem Stück „Rauschboléro“, das Maurice Ravels berühmtes, in den „wilden“ 1920er-Jahren entstandenes Orchesterstück als einen „Tanz auf dem Vulkan“ interpretiert.

Bis April war Markowitz auch Vorstandsmitglied im „Dachverband Tanz Deutschland“, jetzt möchte er sich wieder mehr auf „Zukunftsprojekte“ konzentrieren. Unter anderem hat er eine digitale Plattform initiiert, auf der sich Kompanien und Tänzer vernetzen können, auch Tanzstücke sollen dort zu sehen sein: „Es soll eine Art Netflix des Tanzes werden“, sagt er: „Es geht dabei um eine größere Breite und darum, auch unbekannteren Choreografen Chancen zu geben, sich zu präsentieren.“ Das Live-Erlebnis könne aber ohnehin nie ersetzt werden: „Die Energie zwischen Bühne und Besuchern, das sinnliche Erleben, der Schweiß auf der Haut der Tänzer, das alles gibt es nur live.“

Und das würde Markowitz auch in Kärnten künftig gerne forcieren – schon länger schwebt ihm eine Alpen-Adria-Kompanie vor: „Noch ist es ein Traum, aber ich möchte demnächst Termine ausmachen, um das Projekt zu besprechen. Ich glaube, dass das Interesse in Kärnten und im ganzen Alpen-Adria-Raum groß wäre.“ Und es wäre ein Grund, wieder (öfter) in die Heimat zurückzukehren. Denn, so Markowitz: „Auch wenn ich schon lange im Ausland lebe, ich bin und bleibe ein echter Kärntner.“