Im Jahr 2017 wurde die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia mit einer Autobombe getötet. Sie hatte unter anderem in ihren Blog eigene Recherchen über die „Panama Papers“ veröffentlicht, sich intensiv mit Korruption und internationale Geldwäsche beschäftigt und ganz prinzipiell die Gier nach Macht kritisch hinterfragt. Dabei hatte sie mehr Leserinnen und Leser als alle Tageszeitungen auf Malta und erregte auch internationales Interesse. Sie machte weiter, auch nachdem ihre Konten gesperrt wurden – bis zu ihrer Ermordung, die von höchster Stelle angeordnet worden sein soll. Kraft hatte sie aus ihrem Garten geschöpft, über den sie ebenfalls im Magazin „Taste & Flair“ geschrieben hatte, ebenso wie über gutes Essen oder Mode.

Katharina Tiwald hat im Auftrag des klagenfurter ensembles (ke) bereits im Jahr 2020 ein Stück über die ebenso unbeirrbare wie vielschichtige Journalistin geschrieben, beim Autoren-Wettbewerb der Theaterallianz erreichte es den zweiten Platz. Peter Wagner, Intendant des neu gegründeten burgenländischen „Landestheater der Autorinnen und Autoren“ und langjähriger ke-Partner, hatte dann die Idee, daraus eine Oper zu machen: „Das Stück ist eine riesige Kiste. Katharina hat im Grunde so etwas wie ein Hörspiel mit vielen Stimmen, darunter auch einem Chor, geschaffen“, erzählt Peter Wagner.

„Daphnes Garten“
„Daphnes Garten“ © Jennifer Vass/KK

Die Musik kommt vom US-Komponisten Erling Wold, mit dem Wagner bereits bei den beiden Opern „Rattensturm“ (2018) und „Uksus“ (2012) zusammengearbeitet hat – beides Projekte des ke: „Die Musik changiert zwischen sehr rhythmischen und sehr lyrischen Passagen“, erzählt Wagner. Umgesetzt wird sie von sechs Sängerinnen und Sänger, darunter die deutsche Sopranistin Janina Schweitzer als „Daphne“ sowie einem Instrumentalensemble unter der musikalischen Leitung von Davorin Mori, Gründer und Leiter der „Camerata Sinfonica Austria“. Die Uraufführung dieser Koproduktion fand bereits am 3. November in Oberwart statt, in Klagenfurt ist es ab 29. November zu sehen - und zwar zu einer eher ungewöhnlichen Zeit: „Wir beginnen bereits um 18 Uhr. Es findet auf dem Messegelände nämlich auch ,Afrika! Afrika!´ statt und wir wollen nicht, dass das kollidiert“, erklärt ke-Chef Gerhard Lehner.

Aktualität bekommt der Stoff auch durch die aktuellen Recherchen rund um Zypern-Dokumente, die unter anderem zeigen, wie russische Oligarchen Zypern als eine Art Hintertür zur Europäischen Union nutzen. Die Oper soll aber auch exemplarisch für alle mutigen Journalistinnen und Journalisten stehen, die trotz Lebensgefahr recherchieren und veröffentlichen: „Wir verhandeln einen mit der Oper einen Konflikt, der Allgemeingültigkeit hat“, sagt Peter Wagner. Im Eingangsbereich des Theaters wird es daher auch eine kleine Ausstellung zu jenen Reportern geben, die aufgrund ihrer Arbeit ermordet wurden sowie aktuelle Artikel zur Korruption.