Die Bühne vorne voller (elektrischer) Kerzerln – man ahnte schon, was zu erwarten war. Und der Schein trog nicht: Kurz nach seinen beiden vorzüglichen Mitstreitern, dem Gitarristen Franck van der Heijden und dem auf der mit zwei zusätzlichen Saiten ausgestatteten "Vimana" spielenden Bassisten Rogier van Wegberg, kam „er“ im Laufschritt angerauscht: David Garrett. Kam, spielte, siegte. Faszinierend gleich das erste Stück, eine Sicilienne der Mozart-Zeitgenossin Maria Theresia Paradis.

Der im Musikverein debütierende, aus Aachen stammende Stargeiger begeisterte, nein verzauberte seine den Stefaniensaal bis zum letzten Platz füllende Zuhörerschaft. Dessen auch höchsten Ansprüchen genügende Geigenkunst – Bogentechnik genauso wie Intonation – wurde durch die elektronische Verstärkung keineswegs beeinträchtigt. Ganz im Gegenteil: Munter drauflos plaudernd erläuterte der 42-jährige Popstar unter anderem recht plausibel, weshalb solches bei größeren Sälen sogar absolut unabdingbar ist: „Sonst würde man den Gitarristen maximal bis zur zehnten und mich vielleicht bis zur zwanzigsten Reihe gut hören. Aber auch die weiter hinten Sitzenden haben doch bezahlt. Oder etwa nicht?“ So hatte Garrett nicht nur die atemlos Zuhörenden, sondern mehrfach auch die Lacher auf seiner Seite.

Im Programm: ausschließlich Gusto-Schmankerln, querfeldein durch Stil und Bearbeitung. Klavierstücke waren auch darunter, manche (noch) recht gut erkennbar ("Träumerei" von Schumann), andere schon leicht verfremdet ("Alla turca" von Mozart) und andere, wie "Asturias" von Albeniz, schon eine gute Meile vom Original entfernt. All dies indes tat den einzigartigen, unverwechselbaren und spannungsgeladenen Darbietungen keinen Abbruch. Und so ging wohl kaum jemand nicht irgendwie beglückt aus dem Haus.