Leider ist es ein rares, nur alle ein bis drei Jahre wiederkehrendes Vergnügen, die Wiener Philharmoniker in Graz zu hören. Dem steirischen Musikverein ist dieses Kunststück nun wieder gelungen, das österreichische Paradeorchester zu holen, noch dazu mit Maestro Riccardo Muti am Pult. Ihre hochstehenden Qualitäten konnten die Musiker unter dem Stardirigenten von Beginn an im Stefaniensaal unter Beweis stellen, gleich mit der duftig, fein differenziert und lebendig musizierten populären "Haffner Symphonie" Nr. 35 in D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Der Kontrast konnte dann nicht stärker sein: Denn es folgte Paul Hindemiths Konzertmusik für Streichorchester und Blechbläser op. 50, markig und kantig, mit einem packenden musikalischen Duell zwischen Streichern und dem Blech präsentiert.

Auch bei Felix Mendelssohn-Bartholdys "Reformationssymphonie" in D-Dur, aus Anlass der 300-Jahr-Feier der Augsburger Konfession komponiert, eröffneten sich die große Klasse und Qualität des renommierten Klangkörpers: Mit großer Präzision, warmen Streichern, strahlenden Bläsern, reich an Farben und dynamischen Abstufungen erklang das Werk unter der souveränen und präzisen Stabführung des italienischen Maestros. Hier erklang auch wunderbar fein das im Stück involvierte "Dresdner Amen" der sächsischen Liturgie, das Richard Wagner später im "Parsifal" als Gralsmotiv verwenden sollte. Vor allem der formsprengende letzte Satz, eine Bearbeitung des lutheranischen Chorals "Ein' feste Burg ist unser Gott", wurde exquisit und feierlich musiziert. Das Publikum zeigte sich von Anfang an begeistert und spendete letztlich stehende Ovationen!