Es ist mehr als eine Rahmenhandlung, die sich Regisseur Peter Lund (57), gebürtig aus Flensburg, für die Grazer Produktion von "Die Großherzogin von Gerolstein" einfallen ließ. Er verschränkt die Operette mit einer zusätzlichen Sicht auf die geschichtsträchtige Epoche, auf Jacques Offenbach selbst und dessen Muse Hortense Schneider (1833-1920), die gefeierte französische Soubrette im Second Empire. Lund erweckt den Komponisten auf der Bühne zum Leben (auch für den vom steirischen Theaterfan geschätzten Daniel Doujenis endlich wieder einmal die große Bühne) und versteht sich dabei auf geistreiche Texte und geschickte Textumdichtungen.
Auf originelle Ideen in der Inszenierung sowieso. Wenn es etwa in den Kriegsfeldern Champagner vom Himmel regnet oder Puppen mit einer hinreißenden Choreografie vor dem geplanten Mordkomplott das Publikum unterhalten. Lund nimmt der ohnehin augenzwinkernden Sache über Militarismus und Provinzialismus den Ernst, ohne den Ernst der Zeit aus dem Auge zu verlieren.