Liederabend-Tour, Feuergott Loge in der „Rheingold“-Inszenierung in Berlin, Kurzauftritt im Kinofilm „The Magic Flute“, Solist und Gastgeber der Gala „Christmas in Vienna“ und am 4. Dezember sitzen Sie beim ZDF in der Jury des Weihnachtsspecials von „Dein Song“. Fad wird Ihnen derzeit wohl nicht, oder?
Rolando Villazón: Oh ja. Es ist wirklich viel los im Moment (lacht). Aber auf der Bühne zu stehen und zu singen ist ein Vergnügen für mich. Ich genieße jeden einzelnen Auftritt. Ich hake meine Auftritte nicht einfach nur ab. Ich brauche nur immer genügend Zeit zwischen den Terminen, um gut zu proben und bereit zu sein. Besonders freue ich mich, wieder auf Tournee zu sein mit diesem wunderschönen Programm.

Sie begeben sich bei Ihrem Liederabend-Programm mit Werken von Mozart, Schubert, Verdi, Duparc und vielen anderen auf „musikalische Weltreise. Dabei sind Sie selbst ein Weltreisender!
Das trifft es ganz gut. Die Musik hat mich von Mexiko nach Europa gebracht, und sie führt mich immer wieder um die Welt. Ich bin überzeugt, dass nichts auf der Welt die Menschen so intensiv verbindet wie die Musik. Du musst nicht alle Sprachen verstehen, in denen ich singe. Egal, ob ein Lied einen französischen, deutschen, englischen, spanischen oder italienischen Text hat: Die Poesie der Lieder trifft dich in die Seele. Ich garantiere den Leuten: Wenn sie zwei Stunden diese Lieder gespürt haben, die ich singe, dann sind sie glücklicher als am Anfang des Abends.

Macht Musik Sie selbst auch glücklich?
Sogar mehr als das. Musik ist der Ort, an dem ich mich am wohlsten und am meisten geborgen fühle. Musik ermöglicht mir, das gesamte Spektrum an Gefühlen zu erfassen – neben Glück auch Nostalgie, Traurigkeit, Melancholie, Freude und Ekstase. Musik ist ein Kaleidoskop, sie macht mich, sie macht uns alle zu lebendigen Wesen. Mir persönlich ermöglicht sie, die Welt intensiver zu spüren und noch stärker ich selbst zu sein.

Singt jemand wie Sie eigentlich noch immer nur so zum Spaß?
Aber selbstverständlich! Ich singe jeden Tag, auch wenn ich keinen Auftritt habe. Ich liebe das Singen. Ich bräuchte kein Publikum, und auch, wenn ich nicht dafür bezahlt würde, würde ich weiter singen. Jetzt rund um die „Rheingold“-Vorstellungen war es besonders intensiv. Ich habe mich drei Jahre auf die Rolle als Loge vorbereitet, ich lebe sozusagen mit diesem listigen Kerl, und ich kann ihn auch nach den Vorstellungen nicht einfach abstreifen. Wie ein Verrückter habe ich den Loge in meinem Hotelzimmer gesungen und gespielt, damit ich auf der Bühne frisch und präzise war.
Das musste sein, aber es war auch eine große Freude.

Sie werden aber daheim nicht ständig Ihren Part aus dem „Ring“ üben, oder?
Oh nein, zu Hause singe ich andere Lieder. Immer das, worauf ich Lust habe. Singen ist für mich der Ausdruck des Lebens.

Sogar unter der Dusche?
Besonders unter der Dusche (lacht)! Es ist witzig: Meine Söhne machen das auch. Die singen beim Duschen allerdings keine Arien, sondern Rock oder Rap. Ich finde das wunderbar. Alle Menschen sollten singen, beim Duschen, beim Abwaschen, beim Autofahren, einfach so.

Und was macht der, der nicht singen kann?
Das ist Quatsch. Wir alle können singen, wir müssen es nur wollen. Es ist wie beim Sport. Du musst ein Hobby nicht perfekt beherrschen, Hauptsache, es macht dir Freude. Wenn ich Tennis spiele, weiß ich auch, dass ich niemals so gut sein werde wie Serena Williams. Und beim Singen ist es so, dass du sehr wahrscheinlich nicht der nächste Luciano Pavarotti oder der nächste Plácido Domingo wirst.

Spielen Sie Tennis?
Ja, total gerne. Tennis ist ein fantastischer Sport für einen Sänger. Beim Tennis muss das Gehirn tausend kleine Prozesse gleichzeitig verarbeiten, damit du Abläufe hinbekommst, gut zum Ball stehst, vorhersiehst, wohin dein Gegner als Nächstes schlägt. Auch das Singen ist ein großes Puzzle mit zig kleinen Teilen, die zusammenpassend das ganze Bild ergeben. Singen ist superkomplex, und die entscheidenden Impulse kommen nicht von den Stimmbändern, sondern vom Gehirn.

Sie haben kürzlich Ihren Vertrag als Intendant der Mozartwoche Salzburg bis 2028 verlängert. Was bedeutet Ihnen Mozart?
Er ist für mich wie ein guter Freund. Ich habe ihn spät für mich entdeckt, erst als Erwachsener, aber seitdem bin ich total verliebt in ihn. Ich empfinde eine Liebe zu Mozart wie zu keinem anderen Komponisten. Es ist für mich eine große Ehre und Freude, mich auch in den nächsten Jahren mit seinem Werk und seiner Vita beschäftigen zu dürfen.

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