Alles neu im 20. Jahr“, behauptete Mathis Huber schon bei der Programmpräsentation von recreation Mitte Mai. Da verkündete der Intendant unter anderem, dass die langjährige Wegbegleiterin Mei-Ann Chen aus Chicago beim Großen Orchester Graz für fünf Jahre den Stab als Chefdirigentin übernimmt. Und unter anderem auch das Auftaktkonzert der Saison am 18. und 19. Oktober mit Mozarts „Jupiter“-Symphonie im Zentrum.

„Alles neu im 20. Jahr“ galt auch beim Pressegespräch am Donnerstag (7. Oktober). Wobei es diesmal nicht so sehr um Inhalte ging, sondern um Service, den man im Haus styriarte (mit dem Sommerfestival, dem Osterfestival Psalm, den Meerschein-Matineen und eben recreation) weiter ausbauen will. Vier Punkte zählten Huber und Veranstaltungsdramaturgin Katharina Schellnegger auf, die die Konzerte noch niederschwelliger zugängig und noch einladender für ein noch nicht erreichtes Publikum machen soll.

„Neue Wege für die Klassik“ nennt sich ein vom Bund gestütztes Projekt, zu dem junge Filmemacher und Schreiber eingeladen sind. Sie werden Proben und Konzerte von recreation besuchen und sollen in Filmen und Texten ohne formale Vorgaben den Klassikbetrieb möglichst breit, divers und aus anderen Blickwinkeln beleuchten. Die Beiträger erhalten ein Honorar und bei Bedarf auch Equipment, die Ergebnisse werden in der hauseigenen Mediathek gratis präsentiert. Und mit „recreation x“ werden Schulkooperationen verstärkt, in „Presseklassen“ kann man mit Kameras und Filmkameras zu Jungreportern werden.

„Zunächst waren wir noch Anfänger, aber wir sind turbogelehrig und jetzt schon Mittelklasse“, scherzt Huber über die Konzertfilme, die von der Pandemie vorangetrieben wurden. Dass man in der Grazer Sackstraße mittlerweile beste Ware bietet, hat sich bis zu MagentaTV herumgesprochen, der großen Streamingplattform der deutschen Telekom. Im Kulturmagazin „Music Monday“ konnten diese Woche 37.000 Besucher eine Fux-Produktion sehen, kommende Woche folgt das „Decamerone“-Projekt der styriarte mit dem Alte-Musik-Ensemble Unicorn und Karl Markovic als Sprecher.

Filmische Erweiterung gibt es für Abonnenten auch live. Mit dem zusätzlichen Abo „Am Set“ erlebt man nicht nur das obligate Konzert, sondern kann an Mittwoch-Terminen im Februar, April und Mai bei Aufzeichnungen von drei recreation-Projekten mit dabei sein.

Was die Covid-Zeit erzwungen hat, wird freiwillig fortgesetzt. Weitere Sitzabstände im Stefaniensaal für 600 statt 1000 Personen und im (frisch renovierten) Minoritensaal, größtmöglicher Komfort, zwei pausenlose, rund einstündige Kurzkonzerte an den Montagen und Dienstagen, Angebote auch an Sonntag-Nachmittagen, frühere Beginnzeiten et cetera. Dass solches Zugehen auf die Bedürfnisse des Publikums Echo findet, schlägt sich auch auf die Abozahlen nieder. Die sind um rund 100 auf 2040 Abos gestiegen. Den Klassikbereich weiter „aufmachen, aufbrechen, verbreitern“ soll die Devise bleiben, nicht nur beim frei finanzierten Orchester recreation.