"Merisha“ heißt Maria Gstättners Werk, das am Mittwoch (2.Juni)  im Wiener Musikverein uraufgeführt wird. Es ist eine zutiefst persönliche Arbeit, mit der sie eine Brücke schlagen will. „Das Stück ist eine in sieben Teilen angelegte Möglichkeit, sich mit der Anderswelt zu verbinden. Als eine Postkarte von hier nach da“, sagt die Komponistin.

Nach einem tragischen Schicksalsschlag im näheren Umfeld will die 43-Jährige damit aus der eigenen Trauer heraus eine transzendente Möglichkeit der Verbindung zu jemandem schaffen, den man vermisst. Der Titel ergibt sich aus den Anfangsbuchstaben von sieben emotionalen Qualitäten, die sie als eine Art Botschaft überbringen möchte: Mögliches, Ernstes, Ruhiges, Inniges, Sonniges, Hoffnungsfrohes und Aufgeregtes. „Diese Qualitäten spiegeln sich im Musikalischen wider, von streng seriell auskomponierten Teilen über freie Improvisation bis hin zu Popmelodien.“ Gstättner selbst wird als Fagottistin und Sängerin im Konzert mitwirken.

Die Aufführung ist Teil des „Zyklus Zeitgenossen“ im Wiener Musikverein. Sechs Komponistinnen – Jelena Popržan, Viola Falb, Melissa Coleman, Clara Frühstück und Teresa Rotschopf –, die allesamt auch Interpretinnen sind, werden hier an drei Abenden porträtiert. Zum Finale hätte ein Konzert mit allen Beteiligten stattfinden sollen, das trotz bereits geprobter Stücke aufgrund der Pandemie gestrichen wurde. „Sollte also jemand Interesse haben, unser Abschlusskonzert zu veranstalten, freuen wir uns sehr“, gibt Gstättner einen Wink mit dem Zaunpfahl.

Ein Ersatztermin für die Vorstellung einer anderen, coronabedingt aufgeschobenen Arbeit, an der die Mürzzuschlagerin, die in Wien und im Burgenland lebt, beteiligt ist, konnte nun endlich gefunden werden. So wird am 19. Juni im Schloss Pichl in St. Barbara im Mürztal das interdisziplinäre Buchprojekt „Inventar der Gegend“ präsentiert. Darin setzen sich die Lyrikerin Angelika Reitzer, der Fotograf Ditz Fejer und die Komponistin Maria Gstättner in ihren jeweiligen Medien mit der Region des Mürztals auseinander.

Via Crowdfunding konnte das im Herbst 2020 in der Edition Kürbis/pumpkin records erschienene Projekt realisiert werden. Ergebnis ist eine gelungene Auseinandersetzung, die auf feinfühlige Weise und auch mit politischen Untertönen die besondere Aura der Region einzufangen vermag. Das Landleben – so vertraut, so fremd, so bedrückend und doch beglückend.

„Inventar der Gegend“ funktioniert nur als die Summe seiner Teile, die sich in Wort, Bild und Ton auf wunderbar stimmige Weise ergänzen. Gstättners Musik – ein erfrischender Mix aus Neuer Musik, Pop, Jazz und Folklore – wurde sogar für den Preis der deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie „Grenzgänge“ nominiert und kann im Rahmen der Buchpräsentation mit den beteiligten Musizierenden live erlebt werden.
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