Als Teil des Wiener Mozartensembles, als unvergleichliche Interpretin der Musik von Richard Strauss und Gustav Mahler, als Leonore („Fidelio“), Brangäne („Tristan und Isolde“) und Ortrud („Lohengrin“) hat sich Christa Ludwig in die Erinnerung aller Opernliebhaberinnen und -liebhaber eingebrannt. Herbert von Karajan, Karl Böhm und Leonard Bernstein buhlten gleichzeitig um ihre kostbare Stimme, aber nicht nur diese Jahrhundertdirigenten wussten sie zu schätzen.  

Die 1928 in Berlin geborene Ludwig stammt aus einer Künstlerfamilie, die Mutter war ihre wichtigste Gesangslehrerin. In der Nachkriegszeit macht sie ihre große Karriere, die Wiener Staatsoper (wo sie fast 800 Mal auftrat), die Salzburger Festspiele, die Metropolitan Opera und Bayreuth waren bevorzugte Arbeitsplätze, an denen sich Ludwig als der wichtigste Mezzo ihrer Generation etablierte. Dabei liebäugelte Ludwig mit einem Fachwechsel und plante selbst die hochdramatischen Wagnerpartien in Angriff zu nehmen. Dass sie diesen Sprung dann doch nicht wagte (beziehungsweise auf wenige kurze Abenteuer beschränkte) war einer von vielen klugen Entscheidungen der Sängerin, die überhaupt als eine der reflektiertesten und besonnensten des ganzen Klassikbetriebs galt. 

Die Ludwig


Zwei Mal war die Ludwig verheiratet, die erste Ehe mit dem – ebenfalls eminenten Sänger - Walter Berry folgte noch eine weitere Künstlerehe mit dem französischen Schauspieler Paul-Emile Deiber,  1994 hat sie die Bühne verlassen und es nicht bereut: Das Sängerleben habe sie nicht vermisst: „ich habe in einer Traumwelt gelebt“, sagte sie im Rückblick auf ihre Karriere. Traumhaft war indes ihr Gesang: Ludwig hatte einen unverwechselbar schönen, sehr sinnlichen, ja erotischen Mezzo, dessen Wärme und Fülle faszinierte. Ihre Höhe, die sie auch einige Sopranpartien erklimmen ließ, hat sich die Sängerin jahrelang akribisch erarbeitet. Als Beethovens „Leonore“ und in Strauss- und Mozartpartien war wie fast konkurrenzlos, aber auch im italienischen Fach feierte sie Erfolge. Nach ihrer Gesangskarriere („ich habe es genossen, aufhören zu können“, sagte sie in einem Interview)  blieb sie der Kunst verbunden, als Lehrerin und Rezitatorin, nun ist sie, knapp nach ihrem 93. Geburtstag, verstummt.