Ihr organisatorisches Engagement führte Sie als Orchester- und Chorleiter weit über die Grenzen unseres Landes hinaus. Wie kam das alles?
ALOIS HOCHSTRASSER
: Nach meiner Tätigkeit als Domkapellmeister in Graz gründete ich vor einem halben Jahrhundert den „Grazer Concertchor“. Mit Joseph Haydns „Schöpfung“, dem damaligen Einstandskonzert, nahm eine immer umfangreicher werdende Konzerttätigkeit ihren Lauf.

Wie wird denn dieses denkwürdige Jubiläum begangen?
Wir hatten ja schon große Pläne. Zum Beispiel die traditionellen Pfingstkonzerte. Das musste natürlich alles abgesagt werden. Aber im September soll es mit den Proben dann wieder richtig losgehen. Und am gleichen Tag wie auch vor 50 Jahren, nämlich am 10. Oktober, ist im Stefaniensaal unser Festkonzert angesetzt. Wieder mit der „Schöpfung“. Nomen est omen.

Unter Ihren nicht mehr zu zählenden Aufführungen großer Chor-/Orchesterwerke nahm Franz Schmidts Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln“ eine Sonderrolle ein.
Das kann man wohl sagen. Ich habe „Das Buch“ über 20 Mal aufgeführt, darunter vor bald 20 Jahren zum ersten Mal in Budapest und vor zwei Jahren in der Oper in Marburg. Wie schon so oft hat auch hier Robert Holl die „Stimme des Herrn“ gesungen.

Wenn Sie in Ihrer musikalischen Schatzkiste wühlen, was bleibt Ihnen denn da, fragen wir einmal salopp, zwischen den Fingern picken?
Schwer zu sagen, weil ich mich ja immer intensiv in das hineinknie, was ich gerade tue. Der Bassist Robert Holl, den ich ja als ganz jungen Sänger verpflichtet habe, ist eigentlich durch mich erst so richtig bekannt geworden. Er hat das nicht vergessen und mir jahrzehntelang die Treue gehalten. Zum 200. Jahrestag der Uraufführung habe ich 2014 Beethovens „Fidelio“ mehrfach aufgeführt. Ja, und denke ich etwas weiter zurück, ich habe unmittelbar vor und auch kurz nach der „Wende“ in Weimar und in Erfurt etliche Konzerte dirigiert, darunter auch Schuberts große C-Dur-Sinfonie. In der Oper von Erfurt gab ich mit „Fidelio“ meinen Einstand. 1985 habe ich übrigens das „Grazer Sinfonische Orchester“ gegründet, das ich dann fünf Jahre lang geleitet habe. Später ist dieser Klangkörper dann ins heutige Orchester von „recreation“ verschmolzen.

Was sind denn Ihre Zukunftspläne?
Nicht zu wenig. Nachdem ich, fast kann man sagen, jahrzehntelang die Konzerte der „Sommerphilharmonie“ in Leoben geleitet habe, werde ich nach der Eröffnung der neuen Kunsthalle in einem Jahr dort dirigieren, und Ende November ist im Stefaniensaal ein reines Beethovenkonzert mit dem 4. Klavierkonzert, der 7. Sinfonie und der Chorfantasie vorgesehen. Letztgenanntes Werk ist leider viel zu selten zu hören. Auch das traditionelle Silvesterkonzert mit Beethovens „Neunter“ ist bereits in Planung.