Der Brief beginnt mit einem zärtlichen "liebstes, bestes Weibchen!". Am "Charfreÿtage" 1789 hat ihn Mozart aus Prag an seiner Frau Constanze geschrieben. Nun hat die Stiftung Mozarteum den vor genau 231 Jahren verschickten Liebesbrief für ihre "Bibliotheca Mozartiana" erwerben können. Das Schriftstück, das mit 10. April 1789 datiert ist, hat der Komponist auf einer Deutschland-Reise geschrieben - und die Worte lassen tief in Mozarts Herz blicken.

Er erzählt in diesem Karfreitags-Brief über das Wiedersehen mit Freunden, einen "fast" sicheren Vertrag für eine neue Oper für Prag (aus der aber letztlich nichts wurde) und von Gerüchten, dass der Preußenkönig seine Ankunft erwarte. Auch lässt Mozart seine Constanze wissen, wie sehr er sich nach einer Nachricht von ihr sehne und dass er hoffe, an seiner nächsten Station einen entsprechenden Brief vorzufinden. Mit "küsse tausendmahl unsern karl, und ich bin dich vom ganzen herzen küssend" endet die Botschaft an zu Hause, an seine Ehefrau zusammen mit dem vierjährigen Sohn Carl Thomas.

Daniela Golpashin und Florian Teichtmeister in einer Produktion von Peter Shaffers "Amadeus" - das Stück beschreibt unter anderem die leidenschaftliche Beziehung der beiden Eheleute
Daniela Golpashin und Florian Teichtmeister in einer Produktion von Peter Shaffers "Amadeus" - das Stück beschreibt unter anderem die leidenschaftliche Beziehung der beiden Eheleute © APA/HERBERT NEUBAUER

Der "Reisebrief" Mozarts an Constanze ist eine Seltenheit. Denn auf den wenigen Reisen, die der Komponist in seinen Wiener Jahren ab 1781 unternahm, hatte ihn fast immer seine Ehefrau begleitet. Im April 1789 reiste Mozart jedoch ohne Constanze nach Dresden, Leipzig und Berlin. Damals schrieb er mindestens zweimal pro Woche an seine in Wien zurückgebliebene Frau, berichtete ihr von Begegnungen und musikalischen Auftritten. Insgesamt gilt Mozart als produktiver Briefschreiber, viele der Sendungen an seinen Vater Leopold sowie auch die berühmt deftigen "Bäsle-Briefe"an seine Cousine Maria Anna Thekla Mozart sind erhalten geblieben.

Anfang der 1990er-Jahre wurde der nun vorgestellte Brief zum letzten Mal auf einer Auktion versteigert. Der Vorbesitzer hat den Brief nun an die Stiftung Mozarteum verkauft. Es ist der erste Reisebrief Mozarts an Constanze, den die Stiftung erwerben konnte. Sie besitzt die weltweit größte Sammlung an Briefen der Familie Mozart. Die meisten befinden sich bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Salzburg, als die Mozart-Söhne Carl Thomas und Franz Xaver die in ihrem Besitz befindlichen Originalbriefe dem Dommusikverein und Mozarteum, dem direkten Vorgänger der Stiftung Mozarteum, vermachten.

Mozarts Briefe an Constanze gehörten jedoch nicht zu diesen kostbaren Geschenken. Offenbar hat Constanze Mozart sie nie ihren Söhnen übergeben, sondern sie Stück für Stück an Freunde verschenkt. Von Zeit zu Zeit erscheint einer dieser Briefe wieder auf dem Markt, sie erreichen regelmäßig sechsstellige Preise pro geschriebener Seite.