Mathis Huber wählte bei der Programmierung von Psalm ein nicht nur gegenwärtig sehr brisantes Thema: „Exil“ heißt das Leitmotiv der 17. Ausgabe des Osterfestivals. „Es geht um Menschen, die eine andere Heimat suchten und denen auf ihrer Flucht meist nur Weniges blieb“, wie der Intendant sagt. Zum Beispiel die Musik.

Das „Siglo de Oro“ in Spanien war voll künstlerischer und politischer Prosperität. Architektur, Literatur, Malerei, Musik, alles war in Blüte. Cervantes, El Greco, de Victoria hießen die Könige ihrer Disziplinen. Das Goldene Zeitalter war freilich nicht immer nur glänzend und der friedliche Multikulturalismus in den Jahrhunderten davor bloß ein Mythos. Dennoch hatte lang einigermaßen Toleranz geherrscht zwischen Christen, Juden und Muslimen. Bis 1492. Ein einschneidendes Datum nicht nur für Columbus, der Segel setzte für eine Reise, die in der Folge neben Entdeckertriumphen auch viele Schattseiten brachte. Denn im selben Jahr war die Reconquista (Rückeroberung) beendet, die muslimische Herrschaft gebrochen. Zudem ordneten Isabella von Kastilien und Ferdinand II. von Aragon die Vertreibung aller nicht bekehrungswilligen Juden an. Die Inquisition ließ ihre Säbel rasseln und sausen, 300.000 Sepharden sollen damals geflohen sein.

Mit Geschmack und Stilsicherheit berichtet Jordi Savall (lang auch mit seiner 2011 verstorbenen Frau Montserrat Figueras) immer wieder von diesen „verlorenen Paradiesen“. Quasi eine Familienarbeit der Katalanen, die Tochter Arianna Savall (46) bruchlos fortsetzt. Die Sopranistin und Harfenistin beschäftigt sich gemeinsam mit ihrem Mann, dem norwegischen Tenor und Fiedelspieler Petter Udland Johansen (48), mit dem sie in Basel lebt, ebenfalls gern und viel mit der Musikhistorie ihrer Heimat. Mit ihrem fünfköpfigen Ensemble „Hirundo Maris“ („Seeschwalbe“) wird Savall am Montag beim Psalm-Festival Lieder der Sepharden und Klezmer-Melodien zelebrieren, von Verlusten und Abschieden künden, aber auch von Rosen, die aufblühen, und Herzen, die überfließen.