Die Klaviatur, auf der Rudolf Buchbinder spielt, ist wahrhaft enorm. Das gewaltige Unterfangen, an einem Abend gleich drei Konzerte von Ludwig van Beethoven darzubieten, geht beim Pianisten (O-Ton) „nur mit dem Kopf“. Und dass er das Orchester vom Flügel aus zu leiten hatte, löste der Wiener, bildlich wie real, mit der linken Hand.

Er bleibt dabei als Solist bis ins Detail hinein präzise am Text, erlaubt sich kaum ein Rubato, und sei dies auch noch so klein, und verwendet selbst bei den virtuosesten Passagen nur sehr sparsam das Pedal. Zum transparenten Spiel tritt eine in sich ruhende innere Logik. Jedes der drei dargebotenen Konzerte – es waren dies Nr. 2, op. 19 in B-Dur, Nr. 4, op. 58 in G-Dur und als grandioser Abschluss Nr. 3, op. 37 in c-Moll – besitzt seinen ganz eigenständigen, ja eigentümlichen Charakter.

Der 72-jährige Pianist, unlängst im Salon der Kleinen Zeitung zu Gast, traf diesen innerhalb des programmatischen Gesamtgeschehens jeweils höchst instinktsicher. Wen wundert es da, dass jedes Werk zum musikalischen Selbstläufer geriet, geraten musste? Beethoven for all seasons gleichsam.

Die von Marcus Merkel bestens einstudierten, rund um den Flügel platzierten Grazer Philharmoniker passten auf wie die Haftelmacher. Die Tempi gab Buchbinder vor; kleine Handbewegungen, oftmals auch nur ein kurzer Blickkontakt reichten aus, um heikle Einsätze wie im 1. Satz/Nr. 4 zu koordinieren. Durch die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des Musikvereins wurde der Abend gleichsam gekrönt. Heute wird Rudolf Buchbinder Werke seiner Vorgänger Beethoven (Mitglied ab 1821) und Schubert (Mitglied ab 1823) spielen.