Man könnte sagen: very british! Man könnte sagen: Countertenor, Countertenor, Tenor, Bariton, Bariton, Bass. Man könnte sagen: Sechser ohne Steuermann. Man könnte sagen: Sie spielen leidenschaftlich gern Football und Rugby, reiten (anderer Leute) Pferde, segeln (anderer Leute) Boote oder springen Fallschirm. Man könnte sagen: Sie wissen mittlerweile ganz gut, wo Wunsiedel oder Manitowok liegt. Man könnte sagen: Sie finden auch Zeit für schnelle Autos, Kinderwagen, Rasenmäher, für ihre Rosen oder Menagerien. Man könnte sagen: Sie haben grundverschiedene Geschmäcker, denn der eine liebt das „Magnificat“ von Orlando di Lasso, der nächste „Indigo und die 40 Räuber“ von Johann Strauß und noch ein anderer „Real Ales“ von Guinness. Man könnte sagen: Sie sind die wahren Könige des A-cappella-Reichs. Man könnte wie ein Kritiker der „Seattle Times“ sagen: „Listening to them is just about as much fun as you can have in the public with your clothes on.“ Man könnte aber auch sagen: „Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“, wie E. T. A. Hoffmann. Folgerichtig hätte man sich Obiges sparen und kurz und bündig sagen können: The King’s Singers. Also nichts wie hin(hören)!

So kündigten wir 1998 das allererste Konzert des damals schon legendären Londoner Vokalensembles in Graz an. Die sechs Herren ließen es sich übrigens nicht nehmen, nachmittags (nochmals: very british!) Spaß bei einem munteren Hallenkick zu haben, ehe sie abends im Orpheum zu „Nonsense Madrigals“ luden – und das war nicht zu viel versprochen.



Damals, das war zum 30-Jahr-Jubiläum der King’s Singers. Und übermorgen, das ist zum 50-jährigen Bestehen. Am 1. Mai 1968 nämlich gründeten hoch talentierte Chorstipendiaten des King’s College in Cambridge ihr Sextett. Von den „Urvätern“ ist freilich niemand mehr dabei, heute sind bereits die „Kinder“ am Zug. Ach, was, die „Enkelkinder“! Counter Patrick Dunachie etwa ist erst 25.

Jetzt wissen wir ja nicht genau, ob die Mitglieder der mittlerweile 18. Formation auch noch ein Faible für Rosenzüchten, Fallschirmspringen oder Kinderwagenschieben haben. Aber eines steht fest: Sie sind legitime Thronfolger im Königreich des A-cappella-Reichs, mit Gold in den Stimmen.

„Gold“ heißt nicht nur ihre Triple-CD, sondern auch ihre Welttournee zum Jubiläum, die sie unter anderem den ganzen Dezember über nach Kanada und durch die USA führt. Davor beehren sie aber noch das internationale Chorfestival in Graz, dessen Name ideal zu ihnen passt: „Voices of Spirit“. Beim Konzert in Kooperation mit dem Musikverein servieren die King’s Singers am Sonntag (25. November) im Stefaniensaal Perlen aus Renaissance und Romantik, beliebte Klassiker und Überraschungen aus ihrem Repertoire von Ludwig Senfl über Max Reger bis Gabriel Fauré. Dass dabei neben virtuoser Close Harmony auch augenzwinkernder Charme zum Programm gehört, versteht sich von selbst.

Happy anniversary, Ihr Könige von England!