Die Eröffnung von Sergej Rachmaninovs viertem Klavierkonzert ist für mich wie eine Bahnfahrt“, sagt Daniil Trifonov, „sie beginnt mit diesem ungestümen rhythmischen Schwung, der zeigt, wie er Musik als Emotion auffasste, als eine Kunst, die eine zeitliche, aber auch eine räumliche Dimension hat.“

Kein Wunder also, dass der russische Starpianist seine neueste CD „Destination Rachmaninov – Departure“ nennt. Auf dem Doppelalbum zelebriert er mit dem Philadelphia Orchestra unter dem kanadischen Pultliebling Yannick Nézet-Séguin auch das berühmte 2. Klavierkonzert seines Landsmannes und liefert solo dessen Transkriptionen der Bach-Geigenpartita in E-Dur als Zugabe.

Schon 1927 und 1929 hatte Rachmaninov selbst eben diese Konzerte mit dem amerikanischen Orchester und dessen Musikdirektor Leopold Stokowski uraufgeführt. Nun setzt Trifonov den Weg so inspiriert wie leidenschaftlich fort, mit einem seiner Idole schon von Jugendtagen an, dem er noch während seiner Studienzeit am Cleveland Institute of Music mit der „Rachmaniana“ eine fünfsätzige Suite widmete.

Der Vollblutkünstler aus Nischni Nowgorod, der inzwischen längst in New York lebt, weiß natürlich: „Eigentlich hat die Reise nie ein Ende.“ Und das nicht nur, weil im nächsten Jahr mit der CD „Destination Rachmaninov – Arrival“ in selber Besetzung zwar ein Zwischenhalt, aber gewiss keine Endstation erreicht ist. Denn für Trifonov geht es in der Musik „um ein ständiges Forschen“.

Mutter Pianistin, Vater Pianist und Komponist – Starthilfe gab es daheim schon früh für Daniil Trifonov, auch in Moskau und später in den USA ging er durch beste Lehrerhände. Der Lohn für Fleiß, Akribie, Ernsthaftigkeit und stets lustvolle Durchdringung des jeweiligen Repertoires erfolgte bald – und damit ist nicht nur der Schüppel Preise gemeint, den Trifonov einheimsen konnte: Jubel von der Carnegie Hall 2013 bis zum Galakonzert bei der Nobelpreisverleihung 2015, Begeisterung in Medien und höchstes Lob auch von der Kollegenschaft: „Was er mit seinen Händen tut, ist technisch unglaublich. Und dazu sein Anschlag – einerseits zärtlich, andererseits fast dämonisch!“, schwärmte die große Martha Argerich.

Heute kann man sich im Grazer Stefaniensaal vom Ausnahmerang Daniil Trifonovs überzeugen, wenn im Musikverein für Steiermark debütiert und Beethoven, Schumann und Prokofjew hinzaubert. Danach wartet auf den 27-Jährigen allein in den nächsten 30 Tagen schon wieder eine ganze Reihe von Departures und Arrivals: Zagreb, Peking, Chicago, Luxemburg, Lugano, Bologna, Mailand, Turin, Florenz, Rom....