Rassistisch motivierte Konflikte, Bandenkriminalität, hohes Aggressionspotential bei Jugendlichen: Auch nach mehr als 65 Jahren ist die „West Side Story“ von Leonard Bernstein (Musik) und Stephen Sondheim (Songtexte), uraufgeführt 1957 am Broadway, aktuell. Genauso sieht dies Intendantin Lotte de Beer und zeigt an der Wiener Volksoper in Eigenregie eine gegenwärtige, schonungslos drastische Version des amerikanischen „Romeo und Julia“-Dramas. Sie konzentriert sich dabei auf die Charaktere, ist extrem hoch im Tempo und präzise in der Personenführung, besonders auch bei den Kampfszenen der verfeindeten amerikanischen Jets und puertoricanischen Sharks im Einwandermilieu in New York: Insgesamt packt die Inszenierung vor allem in Kombination mit der mitreißenden und spektakulären Choreografie von Bryan Arias. Für die schnellen Szenenwechsel genügen eine drehbare, von beiden Seiten bespielbare, schwarze Wand (Christof Hetzer). Diese wirkt jedoch ziemlich trostlos, zu minimalistisch, von New York ist weit und breit nichts zu sehen.