Doktor Morbius ist Mediziner. Für die Erfindung von künstlichem Blut bekommt er sogar den Nobelpreis. Doch dem Ziel, seine eigene Blutkrankheit zu heilen, ist er noch nicht näher gekommen. Den Durchbruch sollen genetische Experimente mit Vampir-Fledermäusen bringen. Er selbst ist das Versuchskaninchen bei diesem illegalen Experiment. Auf einem Schiff in internationalen Gewässern injiziert er sich das Mittel. Die Schiffscrew wird nicht überleben. Denn Morbius mutiert zu einer Art Vampir mit übermenschlichen Kräften.
Wir befinden uns im „Spider-Man Universe“, doch nicht alle Superhelden leben ohne Nebenwirkungen. Zuletzt zeigte das schon der hungrige „Venom“ in zwei Filmen. Morbius ist seit den 1970ern einer der Comic-Gegenspieler Spider-Mans. In seiner eigenen Serie wird er zum tragischen Antihelden, der verzweifelt versucht, ein Heilmittel gegen seinen Blutdurst zu finden und sich derweil als Vigilant mit dem Blut böser Buben über Wasser hält. Der Film erzählt seine Entstehungsgeschichte; Spider-Man kommt dabei noch nicht vor. Überhaupt haben Regisseur Daniél Espinosa und das Sony-Studio eine überaus kompakte, vergleichsweise kleine Comicverfilmung vorgelegt.

In 108 Filmminuten beschränken sich die Macher auf das Wesentliche und einen geradlinigen, wenig überraschenden Plot. Widersacher ist Morbius’ Kindheitsfreund Milo (Matt Smith), der an der gleichen Krankheit leidet und endlich ein anderes Leben will – auch zum Preis des Daseins als Vampir. Diese Tragik arbeitet der Film gut heraus, die beiden Kranken sehnen sich nach Normalität.


Doktor Martine Bancroft (Adria Arjona) ist als wissenschaftlicher Sidekick zugleich die romantische, aber dennoch souverän-selbstbewusste gezeichnete Nebenfigur in diesem Dreieck.

Ein Schuss leichter Humor

„Morbius“ balanciert als Film zwischen dieser Tragik der Charaktere, der interessant visualisierten Action mit Comic-Superkräften und einem Schuss leichtem Horror. In den Comics ist Morbius auch mit Vampirjäger Blade verbunden, der bereits in seinen eigenen Erwachsenen-Horrorfilmen auf der Leinwand war. Auch der Vampir Morbius hat nun ein grausliches Gesicht, verwandelt sich dazwischen aber wieder in das menschliche Antlitz von Darsteller Jared Leto (überzeugend). Somit bleibt der Film hierzulande halbwegs jugendfrei ab 14 Jahren – und lukrativ.
Filmisch macht „Morbius“ nicht wirklich etwas falsch, funktioniert aber dann doch zu sehr als Malen-nach-Zahlen-Geschichte. Vielleicht sorgt der Vampir-Arzt bei seinem nächsten Auftritt für mehr Überraschungen.

Bewertung: ***