Der niederländische Filmregisseur Michael Dudok de Wit dürfte ein spezieller Vertreter der Entschleunigung zu sein. 2001, nach dem Erhalt des Oscars für seinen animierten Kurzfilm „Vater und Tochter“ erregte er internationale Aufmerksamkeit. Das renommierte japanische Animationsstudio Ghibli fragte bei ihm an, ob sie seinen ausgezeichneten Kurzfilm in Japan herausbringen dürften und ob er Interesse an einem gemeinsamen Langfilmprojekt habe. De Wit antwortete zwei Mal mit Ja und 16 Jahre später läuft nun „Die rote Schildkröte“ an.


Der gebürtige Holländer, der heute in Großbritannien lebt und arbeitet, ist ein Handwerker. Alle Zeichnungen wurden händisch erstellt, der Computer hatte Pause. Doch bevor wir etwas auf der Leinwand sehen, ist das Ohr gefordert. Wir hören das Rauschen des Meeres, intensiv und bedrohlich. Dann kommt ein Schiffbrüchiger ins Bild. Er kann sich an ein Ufer retten. Dieser animierte Verwandte des Robinson Crusoe erkundet seine neue Welt und stellt fest, dass er wohl der einzige seiner Spezies auf dieser Insel ist. Ihm begegnet nur eine rote Schildkröte.


Der Gestrandete versucht diesem gottverlassenen Eiland zu entkommen. Er baut mit einfachen Mitteln ein Floß. Kaum ist es im Wasser, wird es unverzüglich attackiert und zerstört. Nach mehreren vergeblichen Fluchtversuchen ortet er die Schildkröte als Verursacher des Übels. Unser namenloser Schiffbrüchiger täuscht sich in der Schildkröte. Über Nacht verwandelt die sich nämlich in ein anderes Wesen. Eine neue Perspektive tut sich damit auf.


Dieser nur 80 Minuten dauernde Zeichentrickfilm kommt als minimalistischer Gegenentwurf zu den gängigen Animationsfilmen daher. Er braucht keine Worte und besticht durch seine Einfachheit.