Noch nie haben so viele Regisseurinnen am Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes teilgenommen. Immerhin sechs rittern beim prestigeträchtigsten Festival der Welt um die Goldene Palme. Und auch der außer Konkurrenz gezeigte Eröffnungsfilm „Jeanne du Barry“ kommt von einer Frau. Die Regisseurin und Schauspielerin Maïwenn (47) strahlte gestern vom roten Teppich.

Alles schön divers, politisch korrekt und eitel Wonne also – aber doch nicht ganz. Da wäre einmal Maïwenns Co-Star Johnny Depp, der im Film Ludwig XV. verkörpert. Seit seiner von den Medien genüsslich ausgewalzten Scheidungs-Schlammschlacht gegen Amber Heard wird Depp nicht mehr länger nur wegen schlechter Filme, sondern auch wegen schlechten Benehmens kritisiert. Maïwenn selbst ist eine noch viel komplexere Figur. Sie war ein Kinderstar, sie wurde von den Eltern geschlagen. Mit 15 Jahren begann sie eine

Beziehung mit dem 17 Jahre älteren Regisseur Luc Besson, mit 16 wurde sie Mutter. Diese Liebesgeschichte verarbeitete Besson in „Léon – Der Profi“. Nach wenigen Jahren verließ er sie für Milla Jovovich.

Maïwenns eigene kontroversiellen Filme sind enorm persönlich, wobei die ersten von ihren schrecklichen familiären Erfahrungen geprägt sind. Verrückte, leidenschaftliche Beziehungen wurden später Thema ihrer Filme. Diskutiert wurde Maïwenn aber nicht wegen ihrer Kunst, sondern weil sie kürzlich den Journalisten Edwy Plenel attackierte, als der in einem Pariser Luxusrestaurant dinierte. Angeblich habe sie ihn an den Haaren gezogen und ihm ins Gesicht gespuckt. Plenel ist Herausgeber von „Mediapart“, einem Medium, das viele #MeToo-Recherchen angestellt hat. Maïwenn bekannte mehrfach, dass sie nicht viel von der #MeToo-Bewegung halte. Was aber wohl weniger der Grund für die Spuckattacke war, als der Umstand, dass „Mediapart“ auch mehrfach kritisch über Luc Besson berichtet hatte.