Die Woche startete gut für das asiatisch-amerikanische Kino und die dazugehörigen Schauspielerinnen und Schauspieler: "Everything Everywhere All at Once" räumte bei den Oscars sieben Preise ab – so viele wie seit 2009 kein anderer Film mehr.
Mit "Broker" legt einer der Stars des japanischen Gegenwartskinos, Hirokazu Kore-eda, einen in Südkorea produzierten Film vor. Für die wunderbare Familienaufstellung "Shoplifters" erhielt Kore-eda 2018 in Cannes die Goldene Palme. In "Broker" stellt der Filmemacher erneut aus der Perspektive von Außenseiterinnen und Außenseitern der Gesellschaft die entscheidende Frage: Was macht eine Familie aus? Welche Rolle kann Zusammenhalt – insbesondere am Rand der Gesellschaft – spielen?
"Broker" startet mit einer regnerischen Nacht in der Hafenstadt Busan: Die junge Mutter So-young (Lee Ji-eun) legt ihren Sohn in der Babyklappe ab, zwei staubtrockene Polizistinnen beobachten sie dabei. Den Säugling an sich nehmen jedoch Dong-soo (Gang Dong-won) und Sang-hyun ("Parasite"-Star Song Kang-ho). Das Kleinkriminellen-Duo hat ein Geschäftsmodell entwickelt: Es verkauft die Babys an wohlhabende Paare, die selbst keine Kinder bekommen oder adoptieren dürfen. Bei aller Brutalität sind die beiden keine skrupellosen Gangster. Dong-soo war selbst ein Waisenkind und jobbt in einer Kirche. Sang-hyeon schuldet Kredithaien Geld und betreibt nun eine Wäscherei. Nebst Geld interessiert beide auch das Wohlergehen ihrer Zöglinge.

Womit sie nicht gerechnet haben: Die Mutter kommt zurück und fordert Mitsprache bei der Wahl der Adoptiveltern ein. Die drei, allesamt in der Einsamkeit zu Hause, brechen mitsamt Baby und einem Waisenjungen in einem abgewrackten Minivan gemeinsam zu einem Roadtrip durch Südkorea auf, um eine gute Familie für das Baby zu finden. Ohne Ziel fahren sie entlang der Küste, stoppen bei einem Freizeitpark, einem Waisenhaus. Sie erzählen sich, wonach sie sich sehnen, wovor sie sich fürchten, worauf sie stolz sind. Einmal sagen die Gestrandeten zueinander: "Danke, dass du geboren bist!" Was für ein Satz! Bei Hirokazu Kore-eda klingt das weder abgedroschen noch pathetisch, sondern einfach nur ehrlich.
"Broker" ist ein leiser, elegisch inszenierter Film, der trotz aller Tragik, abgründiger Grausamkeiten und sozialer Härte stets die nötige humanistische Haltung und Hoffnung mittransportiert. Nebst feinstem Humor und einem starken Schauspiel-Ensemble – angeführt von Song Kang-ho, der in Cannes mit dem Darsteller-Preis geehrt wurde.