Vier Jugendliche und ein heißer Sommer in der Berliner Plattenbausiedlung Gropiusstadt. David Wnendt hat mit "Sonne und Beton" erneut einen Roman verfilmt und hievt Comedian Felix Lobrechts semibiografische Erzählung von Gewalt, Diebstählen und freundschaftlichem Schulterschluss auf die Leinwand. 


Das ist nach "Feuchtgebiete" und "Er ist wieder da" erneut eine Romanverfilmung für Sie. Eine bewusste Entscheidung oder Zufall? 
David Wnendt: Das hat sich so ergeben. Das sind alles Romane, die ich sehr spannend finde. Als Regisseur braucht man Reibungspunkte. Ich arbeite viele Jahre an einem Film und brauche etwas, das mein Interesse weckt, da auch so lange dranzubleiben. Oft ist es ein bestimmter Missstand, den man verstehen will. Es kann aber auch eine widersprüchliche Figur sein, die man verstehen will. Je dramatischer, umso wichtiger ist es, auch Humor reinzubringen. Das ist so eine Gemeinsamkeit der Bücher. 

Wie sind Sie mit dem Buch in Kontakt gekommen? 
Ich habe den Roman im Buchhandel entdeckt und fand den so spannend, dass ich ihn verschlungen habe. Zu der Zeit kannte ich Felix Lobrecht nicht. Den musste ich erst mal googeln und habe dann auf Youtube Videos gefunden. Da war er noch ziemlich unbekannt. Wir haben dann mit ihm Kontakt aufgenommen und uns um die Rechte bemüht.

Das Buch basiert auf seinen Jugenderinnerungen. Hatten Sie Stress, diese filmisch umzusetzen? 
Wir haben uns sehr gut gefunden. Ihm ist Sprache sehr wichtig und er hatte auch ein genaues Gefühl dafür, wie die Leute sprechen und was der Slang ist. Ich habe die filmische Struktur gemacht. Wir haben uns manchmal gestritten, hatten aber auch schöne Zeiten und uns wirklich angefreundet. 


Die Gropiusstadt wird zu einem eigenen Charakter. Wie vermeidet man, dass das ein weiterer Plattenbau in Armut wird? 
Das kommt darauf an, wie man mit Stereotypen umgeht. Für mich ist die Lösung nicht, dass man das ins Gegenteil verkehrt und es auf einer Jacht im Mittelmeer spielen lässt. Man muss sich dem Plattenbau stellen. Aber man kann die Stereotype auflösen, wenn man wirklich in die Tiefe geht und bewusste Entscheidungen trifft. Wir haben zum Beispiel versucht, den ganzen Sommer über vor Ort zu drehen und nicht im Studio. Wir haben in Wohnungen in der Gropiusstadt gedreht, den Parks, in den Parkgaragen, und das spürt man am Ende auch. 


In dieser Geschichte schwingen auch Generationentraumata mit. Die Eltern oder Lehrer tun alle so, als würden sie es besser wissen. Aber im Endeffekt wollen sie ihre Kinder loswerden, belehren sie oder entpuppen sich als rassistisch.
Das ist, wenn man 14 ist, gefühlt so. Das ist die Zeit, wo die Probleme sehr groß und essenziell wirken, und gleichzeitig kann kein Erwachsener helfen. Die vier Protagonisten sind auf sich selbst gestellt. Manche Bezugspersonen haben auch durch Dinge wie Alkohol und Drogen ganz andere Probleme. Genau das ist das Fazit des Films. Diese Jungs sind am Anfang nur Kumpels. Am Ende haben sie alles wieder verloren und sind genau da, wo sie angefangen haben. Aber sie sind nebenbei so ein bisschen Freunde geworden. Am Ende haben sie nur sich selbst.