Schächten“ erzählt vom jüdischen Unternehmersohn Victor Dessauer, der als Bub Zeuge wird, wie seine Großeltern von Nazischergen ermordet, seine Mutter und Schwester verschleppt werden. Ende der 1960er scheitert er, den NS-Peiniger vor Gericht einer gerechten Strafe zuzuführen. Er beschließt, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen. Was hat Sie daran interessiert?
THOMAS ROTH: Angefangen hat alles mit dem Buch „Recht, nicht Rache“ von Simon Wiesenthal, in dem akribisch Prozesse gegen Nazi-Verbrecher aufgearbeitet werden. Als ich das las, war ich schockiert, dass nur wenige der unzähligen Prozesse von 1950 bis Mitte der 1970er-Jahre hierzulande mit Schuldsprüchen endeten. Ich war erschüttert, dass Menschen mit derart verbrecherischen Viten in ein normales, ruhevolles Leben zurückkehren konnten. Obwohl sie das Leben und die Familien anderer über Generationen hinaus zerstört haben. Der Fall des Johann Gogl, im Film Kurt Gogl, hat mich besonders interessiert.