Dear Future Children

Faul, verwöhnt und abhängig vom Smartphone: Klischees, die der Generation Z nachgesagt werden. Dass gerade Jüngere vermehrt auf die Straße gingen, um für ihre Rechte zu kämpfen, wird außer Acht gelassen. Der 22-jährige Regisseur Franz Böhm beleuchtet im Dokumentarfilm den willensstarken Einsatz dreier junger Aktivistinnen aus unterschiedlichen Teilen der Welt. Raye demonstriert in Chile gegen soziale Ungleichheit, Pepper protestiert in Hongkong gegen die Chinafizierung der Sonderverwaltungszone, Hilda gründet in Uganda ein lokales Pendant zu „Fridays for Future“. Aufwühlendes Porträt über drei Frauen, die für mehr Menschenrechte ihr Leben aufs Spiel setzen. Ungeschönt, aber hoffnungsvoll. (pog)
Bewertung: ****

Glück auf einer Skala von 1-10

­Ursprünglich hätte es eine Dokumentation über sein eigenes Leben werden sollen. Der an zerebraler Kinderlähmung leidende Philosoph Alexandre Jollien und Co-Regisseur Bernard Campan haben sich kurzerhand dann aber für einen narrativen Film entschieden - die Hauptrollen übernahmen sie höchstpersönlich. Bestatter Louis (Campan) und der körperlich beeinträchtigte Lieferant Igor (Jollien) haben auf den ersten Blick wenig gemein. Durch einen Unfall kreuzen sich die Wege der beiden Eigenbrötler. Was folgt ist ein mit schwarzem Humor gewürzter Roadtrip im Leichenwagen, bei dem sie die Lebensrealität des jeweils anderen besser verstehen lernen. Mit beachtlicher Einfühlsamkeit und einem unaufgeregten Erzählton lässt die Tragikomödie zwei ungleiche Seelen über ihr Dasein sinnieren. Die Stigmatisierung von Menschen mit Körperbehinderungen wird kritisch hinterfragt. (pog)
Bewertung: ***

Der kleine Nick auf Schatzsuche

Seit über 50 Jahren ist die französische Buchreihe "Le Petit Nicolas" (hierzulande bekannt als "Der Kleine Nick") fester Bestandteil vieler Kinderzimmer rund um den Globus. Zweimal durfte die tapfere Titelfigur bereits die Leinwände unsicher machen, unter Regie von Julien Rappenau bestreitet der kindliche Protagonist nun ein weiteres Kinoabenteuer. Im dritten Filmauftritt  sorgt ein bevorstehender Umzug für Unmut, Nick muss wohl oder übel von seiner Freundesgruppe Abschied nehmen. Die Suche nach einem mysteriösen Schatz bietet potenzielle Lösungswege für das Problem. Die Neuverfilmung des Kinderbuchklassikers erzählt eine bewegende Geschichte über bedingungslose Freundschaft, verpackt in juveniler Leichtigkeit. Kurzweilig und unerwartet profund. (pog)
Bewertung: ***

Blutsauger

Kommunismus sorgt nicht nur in Graz noch immer für erstaunlich viele Diskussionen. Wie schon in Julian Radlmaiers bisherigen Filmen dient er im aktuellen Klamauk-Film „Blutsauger“ lediglich als pseudo-politische Unterlage und thematisches Dekor für eine recht dünne Filmhandlung. Ausgangspunkt ist ein Marx-Zitat über Kapitalisten als Vampire, die die Arbeitenden aussaugen. Radlmaier lässt seine unnahbaren, kostümierten Figuren - u.a. der russische Trotzki-Darsteller Ljowuschka und die Fabriksbesitzerin Octavia Flambow-Jansen - absurde Dialoge theatral aufsagen und im Jahr 1928 durch Ostsee-Strandlandschaften spazieren. Währenddessen wird in Hälse gebissen und ein wenig unernst theoretisiert. Intellektuelle oder filmische Spannung kommt dabei eher nicht auf. Substanziell ein blutleerer Kurzfilm mit ziemlich langen 125 Minuten, der immerhin einige witzige Szenen mit den Darstellenden Lilith Stangenberg, Aleksandre Koberidze und Daniel Hoesl bereithält. (maw)
Bewertung: **

Alle für Uma

Eine Prinzessin flieht vor ihrer Hochzeit, strandet bei einer Winzer-Familie und einem Männerhaushalt: Pointenreiche und vor
Klischees triefende Italo-Komödie von Susy Laude und Elly Senger-Weiss, in der Laura Bilgeri als Mary Poppins-Adelige dennoch schelmisch aufspielen darf. (js)
Bewertung: **

Der schlimmste Mensch der Welt

Julie ist offen für alles, was das Leben ihr bietet. Sie wechselt ihre Studien und Berufswünsche genauso oft wie ihre Frisuren oder Liebhaber. Die Endzwanzigerin steckt voller Talente, Liebenswürdigkeiten, Ängste, Fragen und Unstetigkeiten. „Sie studierte nur Medizin, weil das das einzige Studium war, für das sich die ganze Lernerei am Gymnasium gelohnt hatte, für das ihre Einsen etwas bedeuteten“, skizziert die Stimme aus dem Off ihr Dilemma. Später entflammt Julies Leidenschaft für Psychologie, Fotografie sowie das Schreiben.
Der norwegische Filmemacher Joachim Trier erzählt mit „Der schlimmste Mensch der Welt“ als Abschluss seiner Oslo-Trilogie nicht nur die Geschichte einer jungen Frau auf der Suche nach sich selbst, sondern inszeniert ein tragikomisches, einfühlsames und grundehrliches Generationenporträt. Und eine flirrende, amouröse Nachtschwärmerei in strahlenden skandinavischen Mittsommernächten. (js) Eine ausführliche Kritik zu unserem Film der Woche lesen Sie hier.