Nach Eliza Hittmans berührendem „Niemals selten manchmal immer“, 2020 in Berlin ausgezeichnet, und Audrey Diwans wuchtigem „Das Ereignis“, 2021 in Venedig vergoldet und ab 15. März hierzulande in den Kinos, widmet sich auch Phyllis Nagy in „Call Jane“ nun im Berlinale-Wettbewerb dem Thema Abtreibung und Recht auf weibliche Selbstbestimmung in fast nonchalanter Tonart. Im Fokus steht die Hausfrau Joy (Elizabeth Banks), die nach Jahren ihr zweites Kind erwartet. Aber ihre Schwangerschaft ist von Komplikationen begleitet, ihr wird schwindelig und sie wird ohnmächtig. Ihr Arzt erklärt ihr, sie habe eine Chance von 50:50, um diese Schwangerschaft zu überleben. Ärzte im Verwaltungsrat sollen klären, ob ausnahmsweise ein Abbruch erlaubt ist. Wir schreiben das Jahr 1968, Abtreibung in den USA ist illegal. Die Männer in ihren weißen Kitteln wissen um die Fakten und sagen trotzdem völlig selbstsicher "Nein!". Einer nach dem anderen, Joy sehen sie dabei nicht einmal an, aber sie sprechen über sie. In der dritten Person.