Die Innsbrucker Regisseurin Kim Strobl, Jahrgang 1982, zeichnet für den neuen Jugend- und Familienfilm „Madison“ (ab 24. September in unseren Kinos) verantwortlich. Sie erzählt die Geschichte eines jungen, supersportlichen, energiegeladenen und ehrgeizigen Mädchens, dessen Leidenschaft der Radrennsport ist. Durch einen unglücklichen Zwischenfall kann sie nicht ins Trainingslager und findet sich in den Tiroler Bergen wieder, wo ihre Mutter in den Ferien Yoga unterrichtet. Madison findet in den Bergen neue Freunde und erlebt ein unvergessliches Sommerabenteuer.

Im Timing liegt dieser Kinostart, nach der Goldmedaille für die österreichische Radfahrerin Anna Kiesenhofer, ja besonders gut?
KIM STROBL: Ja, aber als wir begonnen haben, haben wir von dieser Medaille natürlich nichts geahnt. Meine Filmheldin trainiert ja auf der Radbahn für die Zweierdisziplin, und die wurde, für Frauen, jetzt erstmals ins Olympia-Programm aufgenommen. Das kam uns auch zugute.

„Madison“ entstand in Kooperation mit der Initiative „Der besondere Kinofilm“. Wofür setzt sich diese Initiative ein?
STROBL: Es dürfen nur Originalstoffe verfilmt werden, die es vorher nicht in Buchform gab.

Vielleicht ist das der Grund, warum Ihr Film so „ungelackt“ wirkt?
STROBL: Interessant, denn dieses Kompliment habe ich schon mehrmals bekommen. Natürlich freut es einen.

Sie haben elf Jahre in London verbracht?
STROBL: Weil ich dort Film studiert habe und picken geblieben bin. In dieser Stadt kann man sich das Leben schon sehr fein machen. Aber: Ein Innsbruck ist es nicht. . .

Was hat Sie so lange in London gehalten?
STROBL: Wenn man berufsmäßig Geschichten erzählen möchte, finden sich dort viele Gleichgesinnte. Mehr natürlich als in Innsbruck. Und man wird auch mehr gefordert. Ich habe das Geschäft dort von der Pike auf gelernt, begonnen mit dem untersten Rang eines „Runners“. Das ist der oder die, die den Kaffee zum Set bringt. Am Ende wusste ich aber auch, wie das Metier eines Produzenten läuft. Man lernt buchstäblich alles verstehen, das war super.

Warum haben Sie sich letztendlich von der englischen Metropole verabschiedet?
STROBL: Um „Madison“ zu drehen. Da gab es zuvor schon, in London, die Überlegung, einen Kurzfilm aus der Geschichte zu machen. Doch dann wurde es doch ein Langfilm mit der ersten Entwicklung schon im Jahr 2015. Ich ging in Kitzbühel auf Drehbuchklausur, bekam dann an der Akademie für Kindermedien in Erfurt Gelegenheit, das Projekt vorzustellen, und landete schließlich in den Armen der österreichischen Produktionsfirma Dor-Film.

Wo liegt der „Urknall“ dieser Kinostory?
STROBL: Ich wollte die Geschichte eines starken Mädchens im sportlichen Bereich erzählen. Natürlich spielt die Emanzipation von Vater und Mutter eine große Rolle, aber im Grund geht es nicht um ehrgeizige Eltern, nicht darum, dass Madison von denen getrimmt wird, sondern darum, ob sie selbst ehrgeizig genug ist, um weiterzumachen. Das nämlich ist die Frage, die sich oft in der Pubertät stellt. Bei jungen Menschen steht ja zuerst eher die Selbstdarstellung im Mittelpunkt, bis sie lernen, welch harte Arbeit dahinter steckt. Denn die steht immer im Mittelpunkt. Den schnellen Ruhm gibt es nicht.

Die richtigen jungen Darsteller zu finden, war gewiss nicht einfach? Auf welche Art haben Sie diese wirklich gute Besetzung hingekriegt?
STROBL: Mit der Hilfe eines deutschen Casting-Direktors, der die Agenturen ansprach. Wichtig war vor allem auch, sportliche Typen zu finden. Wiewohl für die Aufnahmen viele Doubles am Werk waren, wollte ich Typen, denen man abnahm, dass sie bereit waren, den harten Anweisungen eines Trainers zu folgen. Denn solche Jugendliche haben einen ganz anderen Fokus. Mit Felice Ahrens als Madison hatte ich viel Glück. Sie hatte bereits zwei Mal in Filmen mitgewirkt, aber dies war ihre erste große Aufgabe.. Sie war übrigens ein Jahr älter, als sie in ihrer Rolle sein sollte. Die blonde Emilia Warenski aus Innsbruck, die ihre beste Freundin Vicky verkörpert, kommt sogar vom Leistungssport. Sie ist Sportkletterin und nahm an der Junioren-WM in Russland teil. Felice Ahrens hatte mit dem Leistungssport an sich nichts am Hut, doch sie musste lernen, wie man auf der Rennbahn fährt, mit einem Rad, das keine Bremsen und nur einen Gang ohne Leerlauf hat. Alles nicht sehr einfach auf einer Bahn, die bis zu 44 Grad steil ist.

So ganz problemlos lief dieser Dreh sicher nicht?
STROBL: Na ja, die Stürze mit dem Rad möchte ich gar nicht erst erwähnen, und dass uns eine Kamera umfiel, auch nicht. Wir hatten im Vorjahr Anfang Mai in Bayern mit den Aufnahmen begonnen, übersiedelten schließlich nach Thüringen und dann nach Tirol, wo wir das meiste in den Bergen und im Bikepark Serfaus-Fiss-Ladis drehten. In Tirol ist, nach einem kalten, langen Winter noch Schnee gelegen, da wurde für uns sehr professionell alles weggeschaufelt. Als wir Tirol verließen, hatte es dann um die 30 Grad.

Zum Filmbeginn sieht man eine Widmung „Für meine Mama“. Welche Bewandtnis hat es damit?
STROBL: Sie ist, kurz nachdem die letzte Klappe gefallen war, gestorben. Sie hatte als Gleichberechtigungsbeauftragte bei den Tiroler Kliniken gearbeitet. Somit hatte sie einen guten Bezug zur Geschichte des Films, zur Aussage, dass die sportlichen Mädchen mit den Burschen durchaus mithalten können.

Wie sehen Ihre nächsten Pläne aus?
STROBL: Ich arbeite wieder an einem Originalstoff, der in den Bergen spielt. Es geht um ein vermisstes Mädchen und um die erste Frau, die 1984 in Tirol als Ermittlerin bei der Kripo arbeitete. Natürlich wird das alles viel düsterer als „Madison“.

Wie würden Sie Kim Strobl ganz kurz selbst beschreiben?
STROBL: I bin a Tirolerin, die nit trinkt. Keinen Alk, mein’ ich. Net amal an Kaffee. . .