Besser als die deutsche Filmemacherin und Autorin Doris Dörrie kann man es fast nicht beschreiben: „Während die Nation sich mit Filmen beruhigt, sind die Filmschaffenden durchs Raster gefallen.“ Durch die Coronakrise wurden weltweit Drehs abgebrochen und gestoppt, die Kinos geschlossen – und während es für Theater und Museen mittlerweile Regeln und Zeitpläne für das sogenannte Wiederhochfahren gibt, fehlen diese in der Filmbranche komplett. Es ist völlig offen, wann und unter welchen Bedingungen Dreharbeiten starten können oder wann wieder Filme auf Leinwand zu sehen sein werden. Egal ob im Saal oder outdoor.


Die Branche fühlt sich im Stich gelassen, ignoriert. Die heimischen Verbände der Produzenten und Regisseure betitelten ihre Situation mit „Die Ausgesperrten“. Am Mittwoch treffen Film- und Förderexperten Staatssekretärin Ulrike Lunacek. „Es braucht ganz dringend klare Regeln zu hygienischen Vorschriften bei Dreharbeiten, die dann für alle gleichermaßen gelten und kontrolliert werden“, sagt Fabian Eder, Vorsitzender des Dachverbands der Österreichischen Filmschaffenden, zur Kleinen Zeitung. Wie groß müsse der Abstand sein? Braucht es Schutzbekleidung? Und geht das mit der kollektivvertraglich geregelten 60-Stunden-Woche noch? Und: „Was passiert, wenn ein Coronafall auf dem Set auftaucht? Hier brauchen wir ein ganz klares Szenario“, sagt Eder.


Diese Krise legt auch die projektbezogenen und prekären Arbeitsbedingungen einer Branche offen, der hierzulande 4500 Unternehmen und 7800 Beschäftigte angehören. Einer Branche, die im Ausland extrem erfolgreich ist und die von Filmen über Fernsehen bis Werbung ein breites, kulturell identitätsstiftendes Feld beackert.
Covid-19 hat das Filmschaffen lahmgelegt. Mit weitreichenden Konsequenzen: „Versicherungstechnisch gibt es keine Deckung für coronabedingte Ausfälle. Kurzarbeit ist in unserer Branche kaum durchsetzbar, nur 40 Prozent sind beim AMS bezugsberechtigt, und Härtefallfonds sowie Künstler-Sozialversicherungsfonds kommen nur bedingt zum Tragen, da viele im künstlerisch-technischen oder rein technischen Umfeld tätig sind“, erklärt Eder, der die Ausfälle auf 27 Millionen Euro beziffert. Und: „So etwas darf sich nicht wiederholen.

Schnelle Entscheidungen gefordert

“Die Zeit drängt. Es ist bald Sommer, und die Jahreszeit wäre, gut gekühlt im Saal, längst keine Flauteperiode mehr. Die großen Blockbuster wurden nun allerdings auf später verschoben. Kinos aufzusperren heißt in diesem globalen Business ja nicht, dass es dann Filme gibt. Das braucht es eine Vorlaufzeit von mindestens drei Monaten. Der Sommer bedeutet aber auch etwas anderes: Hochsaison für Filmdrehs.


In einem offenen Brief appellieren zahlreiche Prominente wie die Filmemacher Marie Kreutzer, Anja Salomonowitz oder David Schalko an die Politik: Friseur- und Fußpflegesalons würden offensichtlich als systemrelevanter als der Film eingestuft – sie werden wieder hochgefahren, während die Filmwelt lahmliege. „Haben Sie uns vergessen?“, fragen die 200 Unterzeichner. Und: „Die Rede ist immer von einer neuen Normalität. Schaffen Sie eine!“