Der neue künstlerische Leiter der Berlinale, Carlo Chatrian, wartet bei seiner ersten Festivalausgabe, die am 20. Februar startet, gleich mit einer neuen Sektion auf, in der es um Preise gehen wird. "Encounters" nennt sich die Schiene neben dem eigentlich Wettbewerb und den Berlinale Shorts. Die Sektion will neue Stimmen des Kinos unterstützen und den verschiedenen Spielformen des Kinos mehr Raum geben. Vergeben werden am Ende Preise für den besten Film, die beste Regie und der Spezialpreis der Jury.

Mit Sandra Wollners "The Trouble With Being Born" ("(Vom Nachteil, geboren zu sein") ist dabei auch ein Beitrag aus Österreich im Rennen. Die 1983 geborene Leobenerin tritt mit ihrer Dystopie über einen Androiden namens Elli an, der von einem Mann nach dessen Erinnerungen erschaffen wurde. Die österreichisch-deutsche Koproduktion ist eine von insgesamt 15 Titeln in der ersten Runde der "Encounters". In ihrer Wahlheimat hatte die 36-Jährige schon 2019 Glück: Im Februar wurde ihr Film „Das unmögliche Bild“ von der Deutschen Filmkritik als bester Spielfilm  ausgezeichnet.

Nach der Matura am Alten Gymnasium in Leoben war Wollners beim Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft immer tiefer in das Filmgenre eingetaucht. Die Filmakademie in Ludwigsburg in Baden-Württemberg wurde ab 2012 ihre künstlerisch-kreative Heimat.

Schon seit früher Jugend ist das Filmemachen ihre große Leidenschaft. „Einen Film zu machen, ist für mich ein wahnsinniger Akt. Luxus ist es auch. Es ist beflügelnd und hat gleichzeitig sehr zerstörerische Kräfte“, erklärte die Preisgekrönte vor drei Jahren, als sie für „Das unmögliche Bild“ bei den Hofer-Filmtagen den Förderpreis Neues Deutsches Kino erhielt. Damit reihte sie sich in die ganz Großen des Filmemachens ein, denn auch Wim Wenders, Jim Jarmusch oder Tom Tywker erhielten diesen Preis.

„Ich fühle mich fantastisch. Der Preis der Deutschen Kritiker ist wirklich eine große Überraschung“, freute sich Wollner im Vorjahr. „Dass das überhaupt möglich war, verdanken wir dem eksystent Filmverleih, der den Mut hatte, unseren Film ins Kino zu bringen. Mit etwas außergewöhnlicheren Erzählstrukturen und -formen ist das ja oft schon die größte Hürde. Weil sich die meisten Verleiher aus wirtschaftlichen Gründen auf die klassischen Sehgewohnheiten stützen“, sagte sie unserer Zeitung. Ihr Film wurde übrigens auch mit dem Preis der Nationalgalerie und dem Lawrence Kasdon Award am Ann Arbour Filmfestival in Michigan/ USA ausgezeichnet.

Sandra Wollner kommt trotz ihres Volleinsatzes für ihre Projekte  regelmäßig nach Hause: "Schließlich sind da meine Eltern und auch einige Freunde. Und da ich auch den letzten Film in Österreich gedreht habe, habe ich letztes Jahr sehr viel Zeit daheim verbracht.“