Die Ehren-Oscars sind heuer im Zeichen der Geschlechtergerechtigkeit verliehen worden. Zu den am Sonntag in Los Angeles geehrten Filmschaffenden zählt die US-Schauspielerin Geena Davis, die unter anderem durch das Roadmovie "Thelma und Louise" (1991) bekannt ist. Dieser Film habe sie zu ihrem Engagement für die Gleichberechtigung von Frauen in der Filmbranche veranlasst, sagte Davis bei der Gala.

"Er machte mir sehr eindrücklich klar, wie wenige Gelegenheiten wir Frauen geben, aus einem Film rauszukommen und begeistert und bestärkt durch weibliche Figuren zu sein", schilderte Davis, die 1989 bereits einen Oscar als beste Nebendarstellerin bekommen hatte. Ein 2004 von Davis gegründetes Institut trägt Daten über die Benachteiligung von Frauen in der Filmwelt zusammen. Die Schauspielerin sei damit ihrer Zeit deutlich voraus gewesen, würdigte die Schauspielerin und Regisseurin Olivia Wilde ihre Kollegin. "Sie trommelt wirklich für dieses Thema", sagte Wilde der Nachrichtenagentur AFP über Davis' Engagement für Chancengleichheit.

Auch die italienische Regisseurin Lina Wertmüller bekam einen Ehren-Oscar - vier Jahrzehnte nachdem sie als erste Frau in der Kategorie Beste Regie für einen Oscar nominiert worden war. Ihre auf Italienisch gehaltene Dankesrede nutzte sie für einen flammenden Appell, dem begehrten Filmpreis statt Oscar künftig einen Frauennamen zu geben. "Sie würde ihn gerne Anna nennen", übersetzte die Schauspielerin Isabella Rossellini, die Wertmüller auf der Bühne zur Seite stand, die Worte der italienischen Filmemacherin. "Frauen im Saal, bitte ruft: 'Wir wollen Anna, einen weiblichen Oscar!"

Die Diversität in Hollywood wurde auch mit einem weiteren Ehren-Oscar betont: Der indianischstämmige Schauspieler Wes Studi, bekannt aus dem Film "Der letzte Mohikaner", bekam als erster US-Ureinwohner einen Oscar. "Ich würde einfach sagen: Es war an der Zeit", kommentierte er die Ehrung. Zu seinen Laudatoren zählte der mehrfach mit dem Oscar ausgezeichnete Schauspieler Christian Bale. "Auf beiden Seiten der Kamera haben Ureinwohner oder indigene Künstler zu wenige Gelegenheiten bekommen - wir sind hier ein Raum voller Leute, die das ändern können", appellierte er.

Ein weiterer Ehren-Oscar ging an Altmeister David Lynch. Der Regisseur von Klassikern wie den Filmen "Blue Velvet" und "Mulholland Drive" oder der Kult-Serie "Twin Peaks" wurde schon drei Mal für den Regie-Oscar nominiert, ging aber jedes Mal leer aus.

Mit den Governor's Awards, wie die Ehren-Oscars offiziell heißen, werden alljährlich Filmschaffende für ihr Lebenswerk geehrt. Seit 2009 werden die Preise nicht im Rahmen der ohnehin voll gepackten Oscar-Gala verliehen, sondern bei einer eigenen Veranstaltung ein paar Monate vorher. Zu den Gästen am Sonntag zählten Hollywood-Stars wie Leonardo DiCaprio, Tom Hanks, Quentin Tarantino und Scarlett Johansson.