m 8. März wird der Internationale Weltfrauentag gefeiert. Dazu gibt es den idealen Film. „Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit“ erzählt die Geschichte von Ruth Bader Ginsburg, seit 1993 Richterin am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dem sie, mit bald 86, noch immer angehört. Mütterlicherseits ist sie übrigens österreichischer Abstammung. Bereits in jungen Jahren feierte sie vor Gericht ihren ersten Triumph. In einem Steuerfall erreichte sie ein Urteil, das ein Jahrhundert der Geschlechterdiskriminierung hinwegfegte. Im Film wird sie von der Britin Felicity Jones verkörpert, Ruths Ehemann Martin spielt Armie Hammer.

Das legendäre Urteil für Gleichberechtigung der Geschlechter erreichte Ruth Bader Ginsburg kurioserweise mit einem Gerichtsverfahren, in dem sie für einen Mann kämpfte.
FELICITY JONES: Durch ihren Mann, der Steueranwalt war, wurde sie eines Tages auf den Fall Charles Moritz aufmerksam. Obwohl der seine schwer kranke Mutter aufopfernd pflegte, wurde ihm kein Steuernachlass gewährt – aufgrund seines Geschlechts. Dieser Nachlass stand zu jener Zeit nur Frauen zu. Für Ruth ein absurder Präzedenzfall, den sie mit scharfem Verstand und eisernem Willen durchzog – und gewann. Das war damals ein unglaublicher Erfolg gegen die Diskriminierung von Frauen und Männern und für Gleichberechtigung. Es wurde der erste Meilenstein in ihrer Karriere.



Wie war Ihnen, als man Ihnen Ihre Rollen anbot?
JONES: Zuvor hatte ich nur wenig über sie gewusst. Einmal hatte mich meine Mutter auf eine Radiosendung über Ruth aufmerksam gemacht. Ein Jahr später kam dieses Drehbuch. Es war ein besonderes Drehbuch, denn es stammte von Ruths Neffen, Daniel Stiepleman. Also konnte man sich auf besondere Genauigkeit verlassen. Von da an begann ich, alles über sie zu lesen, was ich in die Hände bekommen konnte, und da begriff ich, dass sie damals nicht nur die amerikanische Gerichtsbarkeit, sondern auch die Politik für immer verändert hatte. Natürlich empfand ich das Angebot für diese Rolle als ungemein schmeichelhaft.
ARMIE HAMMER: Als ich das Drehbuch las, dachte ich: No way! Dieser Marty, sagte ich mir, dieser Marty also ist ein so guter Mensch, dass es nicht wahr sein kann. Recherchen ergaben, dass er aber noch viel besser war. Ohne Marty, erwies sich, hätte es keine Ruth gegeben. Erst nach dieser Erkenntnis hatte ich den Mut, zuzusagen.

Man muss bedenken, zu welcher Zeit sich Ruth Bader Ginsburg damals durchsetzte.
JONES: Sie hatte anfangs unendliche Schwierigkeiten zu überwinden. Denn damals, in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts, durften Frauen weder Polizistinnen werden noch in Princeton studieren. Wir erleben im Film zum Beispiel, wie sie nach zwölf gescheiterten Jobinterviews bei einem Anwalt landet, der von ihr sehr beeindruckt ist, aber erklärt: „Eine Frau, eine Mutter und eine Jüdin! Ich bin überrascht, dass man Sie durch die Tür gelassen hat!“ Er schickte sie danach mit dem Argument weg, die Ehefrauen seiner Angestellten würden eine hübsche, junge Frau, die plötzlich neben und mit ihren Männern arbeiten würde, nicht dulden.

Ruth Bader Ginsburg
Ruth Bader Ginsburg © AP (J. Scott Applewhite)

Was war, glauben Sie, die starke Antriebsfeder dieser Frau?
JONES: Vielleicht die zwei Ratschläge der Mutter, die sie Ruth auf den Lebensweg mitgegeben hatte. „Sei eine Lady!“ und „Sei unabhängig!“. Forderungen, die sich damals gegenseitig ausschlossen. Doch Ruth hat sie und sich durchgesetzt!

Gar nicht so einfach, eine noch lebende Person zu spielen, oder?
JONES: Ohne Ruths Hilfe wäre das nie möglich gewesen. Gott sei Dank durften wir sie in ihren Büros und zu Hause besuchen und mit ihr reden. Eigentlich hätte diese Ikone nur von einer Person gespielt werden können – von ihr selbst. Das war aber nicht möglich. Anfangs, vielleicht typisch Juristin, dachte sie immer nach, bevor sie etwas beantwortete. Schließlich luden wir sie zum Essen ein, schenkten ihr ein Glas Wein ein, und wir hatten eine wunderbare Zeit. Sie wurde lockerer und lockerer und entwickelte einen herrlich trockenen Humor. In der Folge wurde sie unsere engste Mitarbeiterin, hat sich um jedes Detail gekümmert.



Wie sehen Sie die Persönlichkeit der Ruth Bader Ginsburg rückblickend?
JONES: Ich habe 2016 ja in „Rogue One: A Star Wars Story“ als Rebellin Jyn Erso mitgewirkt. Und ich dachte mir oft, dass Ruth mit ihrem starken Charakter eine gute Star-Wars-Figur gewesen wäre, eine Anführerin. Sie ist ein echter Jedi-Ritter! Schade, dass es heutzutage in der Politik so wenige Menschen mit ihren Führungsqualitäten gibt!

Hat die Mitwirkung in diesem Film bei Ihnen persönlich etwas bewirkt?
JONES: Ich denke, ich bin dadurch ein anderer, besserer Mensch geworden.
HAMMER: Ich auch. Aber bei meiner Frau hat mir das, seit sie den Film gesehen hat, dem Anschein nach geschadet. Denn obwohl ich, wie Marty, zu Hause putze, koche und ein guter Vater bin, nimmt sie mich jetzt, wenn eine Kleinigkeit schiefgeht, immer auf den Arm und sagt: „Na, Marty hätte das gewiss besser gemacht …“