Ich bin keine Verbrecherin. Ich will ein Verbrechen stoppen“, rechtfertigt Halla ihren Guerillakampf gegen einen umweltgefährdenden Aluminiumkonzern. Mit Vandalismus, Industriesabotage und einem Sprengstoffanschlag gelingt es ihr, die Verkaufsverhandlungen der isländischen Regierung mit einem internationalen Investor auf Eis zu legen. Die Behörden nennen sie eine Terroristin. Die 50-Jährige sieht sich selbst als Öko-Einzelkämpferin, die zivilen Ungehorsam leistet. Nichts scheint die Überzeugungstäterin, die in den Medien als „Die Bergfrau“ Schlagzeilen macht, stoppen zu können – bis eines Tages ihr Telefon läutet. Einem vor Jahren gestellten Adoptionsantrag wurde stattgegeben.


„Gegen den Strom“ steht in der Tradition des skandinavischen Erzählkinos: lakonische Dialoge, trockener Humor, inhaltliche Tiefe und Charaktere mit Ecken und Kanten. Letztere hat die Protagonistin, verkörpert von Halldóra Geirharsdóttir, die mit dem Regisseur Benedikt Erlingsson bereits in „Von Menschen und Pferden“ zusammengearbeitet hat, jede Menge. Und ihr Name ist Programm: Denn „Halla“ ist auch eine legendäre Frauengestalt in der isländischen Geschichte. Im 17. Jahrhundert war sie als Gesetzlose auf der Flucht und lebte jahrelang in der Wildnis. Eine Geächtete, die wie die Filmheldin ihrem eigenen Wertekompass folgte.
Nach außen unscheinbar, brennt auch Chorleiterin Halla für ihre innere Überzeugung. Selbstlos kämpft sie gegen die Ausbeutung ihrer Heimat und für den Erhalt einer lebenswerten Umwelt für kommende Generationen. Der idealistischen Realistin ist aber bewusst, dass ihr bisheriger Kreuzzug mit einer möglichen (Adoptiv-)Mutterrolle unvereinbar ist. Soll sie ihr geliebtes isländisches Hochland retten oder das Leben einer ukrainischen Vollwaise?