Es ist, als hätten zwei seelenverwandte Wasserwesen ihren Gegenpart an Land gefunden: Danielle (Alicia Vikander), die arbeitsbesessene Biomathematikerin, die kurz vor ihrem wichtigsten Tauchgang an den Meeresgrund steht, wo sie beweisen will, dass im Dunklen Leben gedeiht. Und James (James McAvoy), der offiziell als Brunnenbauer nach Somalia geht und eigentlich als Agent den „IS“ ausspionieren soll.


Vor der hinreißend verwehten Kulisse der nordfranzösischen Küste lernen sich die beiden kennen – und lieben. Regielegende Wim Wenders inszeniert diese Romanze im Rausch in „Grenzenlos“ in blühenden Farben, hellem Licht und praller Natur. Bald trennen sie sich und die Liebe gerät an den Abgrund. Festgenommen von Jihadisten sitzt er in blendender Helligkeit in einem abgedunkelten Verlies fest. Und sie leidet, weil ihr Handy stumm bleibt. In diesen Szenen steckt großes Schauspielkino.


Kontraste prägen Wenders Verfilmung des Romans von Kriegsreporter J. M. Ledgard über seine Zeit in Somalia. In Rückblenden und Parallelmontagen berichtet er in atemberaubender Bildgewalt von der Sehnsucht nach dem anderen. Auch philosophisch-moralische Fragen werden gegenübergestellt: Auf der einen Seite die krampfhafte Suche nach Leben (Wissenschaft), auf der anderen dessen die mutwillige Verneinung (Jihadismus).


In einer eindringlichen Szene streckt der Gefangene durch ein Loch eine Hand in die staubige Straße – ein Junge legt eine Muschel hinein. Ein Bild, das Großes hätte erzählen können, wäre Wenders weniger unentschlossen geblieben.